Apotheker schreibt an Fraktionsvize

Brief an SPD: Deshalb sind wir sauer!

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Berlin -

Apotheker Hubertus Minuth hat einen Brief an Dagmar Schmidt geschrieben. Der Inhaber aus Düsseldorf reagiert auf das Schreiben der SPD-Fraktionsvize, das sie an die Mitglieder ihrer Partei im Bundestag richtete. Er beschreibt, warum der Frust groß ist und die Situation „dem Minister und somit auch Ihrer Partei auf die Füße fällt“.

Minuth räumt ein, dass Schmidt nach ihrem Brief wahrscheinlich mit Anschreiben „bombardiert“ werde. Der Inhaber der Apotheke am Aachener Platz will es auf den Punkt bringen und listet auf, warum die Apothekerschaft „so sauer“ auf Gesundheitsminister Karl Lauterbach und die SPD ist. „Apotheken wurden durch die Erhöhung des Zwangsrabattes 2023 zu Gunsten der Krankenkassen zig Millionen abgepresst“, schreibt er. Lauterbachs dazu laute „Effizienzreserven“.

Der Inhaber beschreibt auch, das das Urteil des Bundesgerichtshofes (BGH) zum Skonto-Streit „immenses Geld“ koste. „Den Zwangsrabatt, den wir übrigens den Krankenklassen zahlen müssen, sieht das Bundesfinanzgericht übrigens als Skonto, dagegen wird es sicherlich in absehbarer Zeit auch eine Klage geben, wenn sich dieser Zustand nicht ganz schnell ändert.“ Er fragt, wo die „Effizienzreserven“ etwa der Kassen erwähnt oder gehoben würden.

Keine Anpassung für Apotheken

Zudem verweist auf die Verdienste der Kassenchefs und die Gehaltserhöhungen bei den Krankenkassenmitarbeitenden. Im Bundestag gebe es eine „automatische Inflationsanpassung“. „Bei Apotheken gab es: Gar nichts! Im Gegenteil. Die letzten Zig Jahre!“ Die Liste sei noch länger, warum die Stimmung in deutschen Apotheken so mies sei.

Der Apotheker betont, dass er und seine Kolleginnen und Kollegen die Kundschaft über die Situation aufklären: „Wir haben jeden Tag Hunderttausende von Kundenkontakten, die wir informieren, da der Bundesgesundheitsminister nur über und nicht mit uns redet in einer unmöglichen Art und Weise, da soll er sich nicht wundern, dass er und seine Partei nicht gut weg kommen.“

Apotheker fordert faire Behandlung

Es sei kein Problem, den staatlichen Versorgungsauftrag zu erledigen, „wenn wir fair behandelt und bezahlt würden und unsere Mitarbeitenden besser bezahlt könnten“. Doch das Gegenteil ist der Fall: „Allein seine Regelung der Hochpreiser beinhaltet eine Kürzung um 33 Prozent, was zur Folge hat: in den nächsten drei bis fünf Jahren wird jede dritte Apotheke schließen.“ Daraus resultierten 30.000 bis 40.000 weniger Arbeitsplätze, bei einem Beruf mit 90 Prozent Frauenquote. „Fühlt sich für mich so an, dass die SPD von der Partei der Arbeitenden zur Partei der Arbeitslosen und Bürgergeld-Beziehenden werden möchte. Interessiert das niemanden in der SPD? Zumindest den Arbeitsminister?“

Minuth erklärt auch, dass niederländische Versender wie DocMorris oder Redcare hierzulande keine Steuern zahlten. Dass sie sich nicht um Temperaturkontrolle beim Versand, Rezepturen oder Nacht- und Notdienst scherten. „Abgesehen davon, dass die Firmen horrende Verluste schreiben. Der Nebeneffekt: Deutsche Apotheken verschwinden in die Insolvenz.“ Da der Gesundheitsminister offensichtlich für Sachargumente nicht offen sei und der Realität nicht in die Augen schaue, gehe es offensichtlich nur über andere Wege. „Ich hoffe, dass alle Damen und Herren in den Parlamenten zumindest etwas aus meiner E-Mail mitnehmen in den jeweiligen Alltag.“

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