Brandenburg

Kammer und Verband streiten über Apothekerhaus

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Berlin -

Die Standesvertreter der Apothekerschaft in Brandenburg brauchen mehr Platz. Das Apothekerhaus in Potsdam soll daher ausgebaut werden. Allerdings sind sich Apothekerkammer und -verband noch nicht ganz einig, wie der Ausbau ablaufen soll. „Zwischenzeitlich sind die Fronten verhärtet und das Projekt liegt auf Eis“, so Dr. Andrea Lorenz, Vorsitzende des Apothekerverbands Brandenburg (AVB). Bei der Mitgliederversammlung am Wochenende ging es außerdem um das GKV-Versorgungsstärkungsgesetz (GKV-VSG), Nullretaxationen und die Lobbyarbeit des Verbandes.

Das 1996 fertiggestellte Apothekerhaus soll umgebaut werden: „Nach fast 20 Jahren Betrieb könnte der Fortbildungsbereich des Hauses so gestaltet werden, dass er den Anforderungen der nächsten zwei Jahrzehnte genügt“, erklärt Lorenz. Außerdem sei eine räumliche Erweiterung wünschenswert, da die Geschäftsstellen von Kammer und Verband personellen Zuwachs erhalten hätten.

Mit der Kammer habe man sich auf ein gemeinsames Vorgehen verständigt und Anfang Oktober einstimmig entschieden, den Bauauftrag an ein Architekturbüro zu vergeben. Streit gab es allerdings um eine Machbarkeitsstudie, die der Verband zunächst durchführen möchte. Die Kammer beruft sich laut Verband hingegen auf eine Analyse aus dem Jahr 2009 und will keine neue Untersuchung in Auftrag geben.

Als Erfolg des Verbands sieht Lorenz, dass die AOK Nordost von ursprünglich geplanten Null-Retaxationen abgebracht werden konnte. Die Kasse habe mehrfach den Vorwurf erhoben, dass eine gewisse Zahl von Apotheken die Rabattverträge angeblich nur unzureichend erfülle. Der AVB habe daraufhin eine gemeinsame Arbeitsgruppe mit der AOK vereinbart, die die Verordnungs-Images unter die Lupe genommen habe. „Hier wurde deutlich, dass die AOK vor allem das Problem der Nichtlieferfähigkeit unterschätzt“, so Lorenz' Fazit.

Allerdings habe man auch festgestellt, dass eine Apotheker die erforderlichen Sonder-PZN, die den Verzicht auf den Austausch rechtfertigten, nur unzureichend oder gar nicht anwendeten. „Außerdem fehlte in vielen Fällen die im Rahmenvertrag festgelegte Dokumentation des Grundes der Nichtabgabe von Rabattarzneimitteln.“ Der Verband habe daraufhin an seine Mitglieder appelliert, sorgfältig und nachhaltig mit den Ausnahmetatbeständen umzugehen und die Sonder-PZN richtig einzusetzen. Diese Aktivitäten hätten die geplanten Retaxationen verhindert.

Den Referentenentwurf des GKV-Versorgungsstärkungsgesetzes sieht Lorenz kritisch: Zwar seien der Kassenabschlag wie gefordert auf 1,77 Euro festgelegt und Regelungen zum Entlassmanagement, Verhandlungen zu Nullretaxationen und der mögliche Gang zur Schiedsstelle festgeschrieben worden. „Aber die vielen Forderungen, die der Berufsstand formuliert hat und die von der Politik auch als berechtigt anerkannt werden, fehlen in dem Gesetzentwurf“, so Lorenz mit Blick auf die Anhebung der Rezepturpreise, die Erhöhung der BtM-Pauschale sowie die Dynamisierung der Apothekenvergütung und des Nacht- und Notdienstfonds. „Das Lobbying fängt an“, versprach sie den Apothekern.

Nun müsse man sich intensiv bei den entsprechenden Schaltstellen einbringen, um Veränderungen zu erreichen. Ob es gelänge, sei eine andere Frage. „Aber wir werden es auf jeden Fall versuchen und bitten auch Sie, bei Gesprächen insbesondere mit Abgeordneten des Landtags oder des Bundestags auf das eine oder andere Problem hinzuweisen.“

Einen Erfolg habe der Verband beispielsweise in Sachen Apothekenbusse verzeichnen können: In ihrem im Februar veröffentlichen Regierungsprogramm habe sich die SPD noch für Apothekenbusse eingesetzt. Nach Gesprächen mit Vertretern von Apothekerkammer und -verband sei dieser Punkt aus dem Regierungsprogramm gestrichen worden.

Zum Koalitionsvertrag von SPD und Linken erklärte Lorenz: „Schade, dass ich keinen Satz zur Unterstützung der berechtigten Forderung zur Dynamisierung des Apothekenhonorars finden konnte.“ Sie habe sich im August mit einem Schreiben an alle 255 Kandidaten für das neue Landesparlament gewandt und auf die Forderungen der Apotheker verwiesen.

In zahlreichen Antwortschreiben hätten sich Vertreter aller Parteien gesprächsbereit und interessiert gezeigt, „so dass ich in den nächsten Wochen ein straffes Programm habe“. Auch Ministerpräsident Dr. Dietmar Woidke (SPD) habe ausrichten lassen, ihr Angebot zu einem persönlichen Gespräch an die Facharbeitskreise weiterzugeben. Den Antrittsbesuch bei der neu berufenen Gesundheitsministerin, Diana Golze (Die Linke), wolle sie in diesem Sinne nutzen.

Zwar hat sich die wirtschaftliche Lage Situation der Apotheken Lorenz zufolge leicht verbessert – der Apothekenumsatz hat sich laut Treuhand Hannover um rund 3,5 Prozent erhöht und das Betriebsergebnis um 3,8 Prozent. Aber bereits für das kommende Jahr sagt die Steuerberatungsgesellschaft demnach eine schwarze Null voraus. Der Apothekenumsatz erhöhe sich zwar um 2 Prozent, werde aber von Wareneinsatz und Personalkosten aufgefressen. „Umso wichtiger erscheinen in diesem Licht unsere Anstrengungen, bei den Stellschrauben Nacht- und Notdienstfonds, Rezepturpreise, BtM-Gebühr und der Dynamisierung der Apothekenvergütung zumindest kleine Fortschritte zu erreichen“, so Lorenz.

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