Brandenburg

Dobbert fragt nach Pharmazie-Institut

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Berlin -

Am 14. September wählen die Brandenburger ihren Landtag. Weil die Parteien in ihren Wahlprogrammen die Apotheker unerwähnt lassen, hat die Kammer nachgehakt: „Wollen Sie sich im Falle ihrer Wahl – unabhängig davon, ob auf Seiten der Regierung oder der Opposition – für die Implementierung eines Studienganges Pharmazie an der Universität Potsdam verwenden?“ Die Parteien haben Stellung bezogen.

Noch sei die pharmazeutische Versorgung im Land gesichert und funktioniere gut, so die Kammer. Die Apotheken im Land böten mehr als 4000 Arbeitsplätze und über 100 Ausbildungsplätze und erwirtschafteten im Jahr mehr als eine Milliarde Euro Umsatz, schreibt Kammerpräsident Jens Dobbert an die Parteien. Dass das so bleibt, scheint unsicher.

„25 Jahre passierte vor allem in Brandenburg nichts, diese vorprogrammierte Lücke des Ostens zu schließen“, so Dobbert. Seit 1990 sei die Ausbildung von Pharmazieingenieuren eingestellt. Nun gebe es doppelten Notstand, da in Brandenburg keine Pharmazieausbildung angeboten werde. Damit steht Brandenburg fast allein: Nur Bremen verfügt ebenfalls nicht über ein Pharmazie-Institut.

Bei der SPD erkennt man den Apothekermangel an. Die Notwendigkeit eines Studiengangs sieht Klaus Ness, Vorsitzender der Programmkommission der Brandenburger SPD, aber nicht. Er setzt stattdessen auf eine intensivere Zusammenarbeit mit Berlin, um den Brandenburgischen Fachkräftebedarf zu sichern. 800 Studenten seien am Berliner Institut für Pharmazie eingeschrieben.

„Vor diesem Hintergrund würde ein entsprechendes Studienangebot an der Potsdamer Universität zu einer starken Konkurrenzsituation mit dem nahegelegenen Berliner Institut führen“, so Ness. Zudem seien die Studienangebote kein Garant für die Sicherung des Nachwuchses.

So sei die die Zahl der Pharmaziestudenten bundesweit von 12.000 im Jahr 2009 auf mehr als 14.000 im Jahr 2013 gestiegen. Dem gegenüber stehe ein Rückgang der Apothekendichte in fast allen Bundesländern. Zudem ließen sich die gängigen pharmazeutischen Fachgebiete nicht ohne beachtliche Anstrengungen vollständig abdecken.

Marco Büchel, gesundheitspolitischer Sprecher des Koalitionspartners Die Linke, sieht zumindest die Möglichkeit eines Studiengangs in Brandenburg: Aus seiner Sicht könnte es hilfreich sein, „wenn innerhalb von Brandenburg dafür eine Möglichkeit geboten“ würde. An welchem Standort dies machbar und sinnvoll sei, müsse gemeinsam mit der Universität Potsdam wie auch der neuen Medizinischen Fakultät in Neuruppin besprochen werden. Inwiefern die Implementierung eines entsprechenden Studiengangs machbar wäre, müsse im Dialog mit allen Beteiligten geprüft werden.

Büchel betont zudem, dass, „unabhängig, wo jemand studiert oder ausgebildet wird“, wichtig sei, dass die Absolventen anschließend in Brandenburg tätig würden. Die Herausforderung sei, Absolventen davon zu überzeugen, wieder nach Brandenburg zu kommen.

Laut Büchel sind die Apotheken im Land sehr gut in der Fläche vertreten und würden, etwa durch „Bringdienste“, auch die Versorgung in ländlichen Regionen gewährleisten. „Wichtig ist, dass dies auch weiterhin für die gesundheitliche Versorgung gesichert werden kann“, so Büchel.

Eine „größere Chance“ für eine Ausbildung im eigenen Land sieht Professor Dr. Michael Schierack, Landesvorsitzender der CDU Brandenburg und CDU-Spitzenkandidat: „Diese Diskussionen führen wir ja auch bei Ärzten.“ Seiner Ansicht nach sollten die Pharmazeuten unbedingt in die weiteren Überlegungen mit einbezogen werden. Schierack betont zudem, die Apotheken vor Ort seien in der Lage, mit dem Botendienst die Patienten zu versorgen. „Natürlich benötigen wir Pharmazeuten, die auch künftig diese Apotheken betreiben.“

Bündnis 90/Die Grünen sehen in der Sicherung des Apotheker-Nachwuchses zwar eine wichtige Aufgabe. Ein neuer Pharmazie-Studiengang an der Universität Potsdam hat für sie im Moment aber keine Priorität. Die Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg werde als gemeinsame Hochschullandschaft betrachtet. Entsprechend sei diese Anfang der 90er Jahre konzipiert worden. Dabei seien komplementäre fachliche Profile entwickelt worden, um Doppelangebote zu vermeiden.

Weder im aktuellen Hochschulentwicklungsplan 2025 noch im aktuellen Hochschulvertrag zwischen Land und Universität Potsdam werde die Einrichtung eines entsprechenden Fachbereichs empfohlen. „Politische Priorität hat für uns, insgesamt die Rahmenbedingungen für Forschung und Lehre in Brandenburg zu verbessern“, so die Grünen.

Brandenburg sei bundesweit Schlusslicht in der Finanzierung seiner Hochschulen. Die Grünen betonen, dass die rot-rote Regierung in der vergangenen Wahlperiode den Hochschuletat durch den Griff in die Hochschulrücklagen um insgesamt 46 Millionen Euro gekürzt habe. „Das wollen wir ändern und fordern deshalb auch, dass die durch das Bildungspaket des Bundes in Brandenburg frei werdenden Landesmittel für eine höhere Grundfinanzierung der Brandenburger Hochschulen verwendet werden“, heißt es.

Ein klares Ja kommt von der FDP: „Wir wollen uns für die Implementierung eines Studiengangs Pharmazie in Brandenburg einsetzen“, schreibt Fraktionsvorsitzender Andreas Büttner. „Genauso setzen wir uns angesichts des massiven Ärztemangels übrigens auch seit langem für die Einrichtung eines Medizinstudiengangs in Brandenburg ein“, so Büttner.

Im Juli hatte Brandenburgs Wissenschaftsministerin Sabine Kunst (parteilos) die „Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane“ (MHB) in Neuruppin bewilligt. Ab dem Sommersemester 2015 können insgesamt rund 130 Studenten Psychologie, Klinische Psychologie und Psychotherapie sowie Medizin studieren. Die Hochschule wird als Universität im Sinne der Approbationsordnung für Ärzte zur Ausbildung von Medizinern anerkannt.

Das derzeit regierende rot-rote Kabinett um Dr. Dietmar Woidke (SPD) wird voraussichtlich weiter regieren: Die SPD liegt laut jüngster Umfrage bei 33 Prozent, die CDU bei 27 Prozent, die Linke bei 21 Prozent. Die AfD kommt auf 6 Prozent und die Grünen auf 5 Prozent. Die FDP würde es derzeit nur auf 2 Prozent schaffen.

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