Pharmalobby

BPI: Arzneimittel als Ramschware APOTHEKE ADHOC, 12.06.2012 16:07 Uhr

Berlin - 

Versorgungsprobleme, mangelnde Forschung und Stellenabbau: Die Pharmaindustrie ist mit Schwarz-Gelb unzufrieden. Insbesondere die Nutzenbewertung macht Probleme: „Die jetzige Praxis birgt die Gefahr, dass immer mehr Unternehmen den deutschen Markt meiden. Und damit stünden innovative Arzneimittel deutschen Patienten nicht zur Verfügung", sagte Dr. Bernd Wegener, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie (BPI), auf der Jahreshauptversammlung in Berlin.

 

Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) müsse ebenso wie pharmazeutische Unternehmen seine Wahl der Vergleichstherapie begründen, forderte Wegener. Diese werde derzeit jedoch ausschließlich nach wirtschaftlichen Kriterien ausgewählt: „Pharmazeutische Produkte sollen zu Ramschware deklariert werden.“ Bei der Arzneimittelversorgung liege der Fokus heute nur auf der Kostensteuerung und nicht bei der Versorgung.

Dabei bezieht er sich unter anderem auf das Antiepileptikum Trobalt, das GlaxoSmithKline (GSK) zum 1. Juli vom deutschen Markt nehmen wird. Der G-BA hatte für das Medikament keinen Zusatznutzen gesehen und sich der Meinung des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) angeschlossen.

Die Vorsitzende des GKV-Spitzenverbandes, Dr. Doris Pfeiffer, wies Kritik an der Nutzenbewertung zurück: Es sei nicht fair so zu tun, als ob das IQWiG das Problem sei, sagte sie während der Podiumsdiskussion. Die Einsparungen im Arzneimittelbereich seien auch ein Grund für die „überraschend gute Situation“ der Kassen. Für das erste Quartal liegen die Zahlen über die GKV-Einnahmen Ende Juni vor. „Wir gehen davon aus, dass die Reserven weiter ansteigen werden.“ Auch die deutlich höheren Beiträge und die gute Konjunktur seien Gründe.

Der BPI will eine neue Imagekampagne starten. Eine „niedriger sechs-stelliger Betrag“ sei in ein Informationsmagazin über die Pharmaindustrie investiert worden. Es erscheint in einer Auflage von 50.000 als Beilage des Magazins brandeinsWissen. Mit weiteren Projekten solle die Glaubwürdigkeit der Pharmaindustrie gestärkt werden.