Kommentar

Botendienst-Streit: Wer fährt?

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Berlin -

Dass es Ärger geben würde mit der verfassten Apothekerschaft, hätten sie sich denken können bei der Noweda. Aber dass Abda-Präsident Friedemann Schmidt den Großhändler wegen des geplanten Botendienst-Service gleich auf eine Sympathie-Stufe mit DocMorris stellt, kam für Noweda-Chef Dr. Michael Kuck vermutlich doch überraschend. Vielleicht hätte man sich besser im Vorfeld zusammengesetzt, kommentiert Alexander Müller.

Die Noweda hat seit jeher ein eigenes Selbstverständnis und daraus resultierend ein gesundes Selbstvertrauen was den eigenen politischen Aktionsradius angeht. Als Genossenschaft in Apothekerbesitz ist alles Handeln auf Glück und Wohlstand der Apotheker gerichtet, so der Tenor. Das Argument in Zahlen: 9302 eingeschworene Mitglieder bei der jüngsten Volkszählung, Tendenz steigend. Klar, dass sich Noweda nicht als bloßer Arzneimittel-Logistiker versteht.

Das Engagement für den Berufsstand wird im Grunde auch gerne gesehen, solange der Tanzabstand gewahrt bleibt. Doch als sich Noweda vor Jahren die berufspolitische Vertretung auch noch in die Satzung schreiben wollte, intervenierten die Apothekerverbände. Das klappte nicht immer. Eindeutig gegen die Strategie der Abda unterstützte die Noweda die RxVV-Petition des Pharmaziestudenten Benedikt Bühler, bezahlte ihm sogar den Anwalt Dr. Morton Douglas. Die Abda war angesichts der politischen Wogen, die das Thema schlug, einigermaßen blamiert.

Die Dienste von Rechtsanwalt Douglas hat sich die Noweda auch diesmal gesichert, als es um die rechtliche Bewertung des Botendienstkonzepts ging. Die reine Logistikdienstleistung soll demnach zulässig sein, weil alle anderen Prozesse bereits abgeschlossen seien.

Die Abda war davon überrumpelt und tagelang nicht sprachfähig. Umso intensiver fiel jetzt die Reaktion aus. Das Konzept ignoriere den Geist des Gesetzes, polterte Schmidt. Er musste so scharf schießen, schließlich hatte die Abda beim Bundesgesundheitsminister mit Nachdruck lobbyiert, damit der Bezug zum Apothekenpersonal in der Apothekenbetriebsordnung verankert wird. Ein Großhandelsfahrer ist nach Sichtweise der Abda davon nicht erfasst.

Wer mit seiner Einschätzung richtig liegt, müssen am Ende vielleicht sogar die Gerichte entscheiden – und das sagt schon viel über das Verhältnis aus. Genauso viel, dass Schmidt in seiner Botschaft jetzt die Politik um Hilfe bittet. Sehr wahrscheinlich hat sich die Standesvertretung in den vergangenen Tagen mit dem BMG in der Frage ausgetauscht. Doch jetzt ist zu spät. Die Verärgerung, dass es in die andere Richtung vorab keine Abstimmung seitens der Noweda gab, liest sich aus jeder Zeile in Schmidts Statement.

Die Genossenschaft ist offensichtlich nicht der Endgegner der verfassten Apothekerschaft. Doch zumindest Nachahmer werden befürchtet und eine Politik, die achselzuckend auf die Vorstöße aus den eigenen Reihen verweist. Schmidt hat sich deshalb zum verbalen Rundumschlag entschieden und den Gesetzgeber im nächsten Atemzug angemahnt, die Verschmelzung von Versandapothekern und Telemedizinanbietern im Blick zu behalten. Gemeint ist der DocMorris/Teleclinic-Deal, der in der Politik tatsächlich schon sauer aufstößt.

Kann man der Noweda – wie Schmidt es tut – unterstellen, im Zuge einer vertikalen Integration des Marktes die Apotheken abschaffen zu wollen? Noweda-Chef Kuck beteuert das genaue Gegenteil. Trotzdem ist er jetzt in der Zwickmühle: Ein Rückzieher wäre nur nach einem Machtwort aus dem BMG gesichtswahrend möglich, eine Versöhnung mit der Abda in dieser Frage ist nach Schmidts Ausfall kaum denkbar. Es war der Fehler der Noweda, sich nicht im Vorfeld abzustimmen. Und genauso das Versäumnis der Abda, in den vergangenen Jahren nie die Bereitschaft für einen solchen Austausch auf Augenhöhe vermittelt zu haben.

 

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