Versandapotheken

Boni für alle: Oberhänsli analysiert Spahn

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Berlin -

Dass der Deutsche Apothekertag (DAT) einmal das Interesse von Investoren auf sich ziehen könnte, hätte man bis vor Kurzem wohl nicht gedacht. Doch der Auftritt von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) wurde auch von Investmentbankern mit Spannung verfolgt. Kommt das Rx-Versandverbot? Walter Oberhänsli, CEO von Zur Rose, erklärte gegenüber Analysten, wie man die Aussagen von München zu bewerten hat.

Es sei nicht so, dass Spahn nichts gesagt habe, so Oberhänsli. Aber viel über seine Pläne habe er auch nicht verraten, die Apotheker hätten sich deutlich mehr erwartet. Man könne aus Spahns Aussagen ableiten, dass ein Rx-Versandverbot nicht kommen werde, so Oberhänsli. Vielmehr gehe es dem deutschen Gesundheitsminister darum, faire Wettbewerbsbedingungen herzustellen.

Das lässt aus Oberhänslis Sicht nur einen Schluss zu – nämlich dass Boni auf verschreibungspflichtige Arzneimittel künftig auch von deutschen Apothekern gewährt werden dürften. Dies solle innerhalb gewisser Grenzen geschehen, diese kenne man aber noch nicht. „Es wird mehr Wettbewerb im deutschen Apothekenmarkt geben“, ist sich der Chef von Zur Rose sicher.

Wenn auch deutsche Versender mit Rabatten auf Rezept um sich werfen dürfen, wird dies laut Oberhänsli positive Effekte auf Zur Rose beziehungsweise DocMorris haben. „Wir sind Marktführer, jeder Schub im E-Commerce wird uns helfen.“ Er rechne mit einer „neuen Dynamik“ im Rx-Versand.

Noch mehr Schwung wird laut Oberhänsli das E-Rezept bringen. Spahn habe erklärt, dass er dies unbedingt einführen wolle – noch in diesem Jahr werde er das zweite eHealth-Gesetz vorlegen, ist sich Oberhänsli sicher. „Wir werden die Einführung des E-Rezepts in den kommenden Monaten erleben.“ Dies werde den Versandanteil im Rx-Bereich – derzeit 1,3 Prozent – deutlich erhöhen. Deutschland sei eines der letzten Länder, in denen Verordnungen noch immer auf Papier ausgestellt würden.

Oberhänsli kämpft seit Jahren für die Einführung des E-Rezepts, auch weil Zur Rose damit in der Schweiz überhaupt erst groß werden konnte. „Es ist höchste Zeit, dass eHealth in die Arzneimitteldistribution Einzug hält“, sagte er schon 2014. Laut Oberhänsli hat sich das E-Rezept in seinem Heimatland bewährt: Rund 500.000 elektronische Verordnungen würden pro Jahr ausgestellt, der Zusatznutzen liege in einer automatischen Interaktionskontrolle, in der Darstellung der Patientenhistorie sowie in der Generika-Abfrage. All das könne helfen, Fehler zu vermeiden: So gingen im schweizerischen Gesundheitssystem rund 7 Prozent der Krankenhauseinweisungen auf Verschreibungsfehler oder auf unerwünschte Wechselwirkungen zurück.

Gemeinsam mit dem Schmerzzentrum in Berlin hatte die Versandapotheke hierzulande vor einigen Jahren einen Testlauf für das E-Rezept aufgelegt; die Patienten sollten mit Boni gelockt werden. Doch der Versuch wurde beendet, bevor er richtig in Fahrt kommen konnte. Mit dem Projekt „eRx“ hatten sich Zur Rose, der Kassendienstleister GWQ und der Deutsche Hausärzteverband (HÄV) als Konsortialführer dann 2016 um Fördermittel aus dem Innovationsfonds beworben. Sie sahen ihren Antrag für Modellprojekte zum E-Rezept in Bremen und Bayern vom Bereich der Telemedizin abgedeckt. Doch der Antrag erhielt keinen Zuschlag, möglicherweise auch, weil Zur Rose & Co. dem Vernehmen nach gleich 24 Millionen Euro beantragt hatten.

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