Nacht Berichten von Bild und Handelsblatt

AstraZeneca-Vakzine: BMG bestreitet geringe Wirksamkeit bei Senioren APOTHEKE ADHOC/dpa, 26.01.2021 11:14 Uhr

Das BMG bestätigt die Berichte über eine geringere Wirksamkeit des AstraZeneca-Impfstoffs bei Älteren nicht – auch der Konzern selbst weist sie zurück. Foto: Rido/shutterstock.com
Berlin - 

Die Berichte über eine geringere Wirksamkeit des AstraZeneca-Impfstoffs bei älteren Personen sorgen derzeit für Schlagzeilen. Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) will dies derzeit jedoch nicht bestätigen, auch der Konzern selbst weist die Daten zurück.

Aktuelle Berichte über eine geringere Wirksamkeit des Impfstoffs könnten derzeit nicht bestätigt werden, schreibt das BMG in einer Klarstellung. „Auf den ersten Blick scheint es so, dass in den Berichten zwei Dinge verwechselt wurden.“ Rund acht Prozent der Probanden der Wirksamkeitsstudie seien zwischen 56 und 69 Jahren und nur 3 bis 4 Prozent über 70 Jahre. „Daraus lässt sich aber nicht eine Wirksamkeit von nur acht Prozent bei Älteren ableiten“, stellt das BMG klar.

Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) werte die Studien aus. Bereits seit Herbst sei bekannt, dass in den ersten eingereichten Studien des Konzerns weniger ältere Menschen beteiligt waren als bei den Studien anderer Hersteller. Die Ergebnisse der EMA-Auswertung seien am Freitag zu erwarten.

In Großbritannien ist der Ärger über deutsche Medienberichte groß: Unter anderem berichteten „Bild“ und „Handelsblatt“, der Impfstoff habe bei Menschen über 65 Jahren nur eine Wirksamkeit von 8 Prozent. Den Berichten zufolge erwartet die Bundesregierung, dass der Impfstoff von AstraZeneca nur eine Zulassung für unter 65-Jährige erhalten wird. „Keine Ahnung, wo die Zahl herkommt“, zitiert das Online-Portal „Politico“ aus Regierungskreisen in London. Auch hier geht man von einer Verwechslung aus: „Acht Prozent ist der Anteil der über 65-Jährigen, die an der Studie teilgenommen haben, aber nicht die Wirksamkeit.“ Ein anderer ranghoher Mitarbeiter des Regierungsapparats nannte die Berichten demnach „unbegründet und falsch“, eine dritte Quelle betonte, solche Angaben seien eher von der russischen Propaganda erwartet worden als von deutschen Medien. AstraZeneca wies die Berichte als „komplett falsch“ zurück.

Im Impfstoffstreit mit dem Hersteller AstraZeneca fordert die Grünen-Politikerin Franziska Brantner mehr Druck der EU-Kommission und der EU-Staaten. Nötig sei aber vor allem der Aufbau zusätzlicher Produktionskapazitäten, erklärte Brantner am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur in Brüssel. Dazu solle die EU eine Impf-Allianz mit den Vereinigten Staaten schmieden.

AstraZeneca hatte der EU vorige Woche eröffnet, dass nach der für Freitag erwarteten Zulassung seines Impfstoffs bis Ende März weit weniger geliefert werde als vertraglich zugesichert. Am Montag gelang es der EU in Krisengesprächen nicht, den britisch-schwedischen Konzern zu einer plausiblen Erklärung oder zum Einlenken zu bewegen. Für Mittwoch ist ein weiteres Treffen geplant.

Brantner unterstützte die geplante Meldepflicht, welcher Hersteller aus der EU wohin exportiert. „Die EU verlangt zurecht mehr
Transparenz, um die Bücher zu prüfen und zu kontrollieren, in welchem Werk was wann produziert wurde“, betonte Brantner. „Das darf aber nicht zu Exportbeschränkungen führen.“ Das sei auch eine Frage globaler Impfgerechtigkeit.