Einmal im Jahr öffnet die Bundesregierung ihre Türen und lässt die Bürger:innen in die Ministerien. Nach zwei Jahren „Coronapause“ heißt es an diesem Wochenende endlich wieder „Demokratie lädt ein“. Ob Ministerien oder Kanzleramt: „Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter freuen sich auf das Gespräch mit den Gästen und geben gerne Einblicke in ihre Arbeit.“ Alle? Nicht ganz: Das Bundesgesundheitsministerium bleibt den Bürger:innen verschlossen – aber das ist nicht böse gemeint.
Ausgerechnet das BMG! Wo doch Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) de facto der erste direkt vom Volk gewählte Minister in der Geschichte der Bundesrepublik ist. Ausgerechnet jetzt, wo Lauterbach und sein Haus so viel zu erklären hätten: Testkonzepte, Impfkampagnen, destabilisierende Stabilisierungsgesetze.
Ist Minister Lauterbach einfach weiter der vorsichtigste Mann im Kabinett und das Abschotten vor der hochinzidenten Bevölkerung eine epidemiologische Notwendigkeit? Trotz Doppelbooster und doppelter FFP2-Maske kein Austausch verantwortbar?
Nein, der Grund ist ein trivialerer: Das Haus ist – wie das von ihm gesteuerte Gesundheitssystem – eine einzige Baustelle. Im Atrium sind die Handwerker. Das BMG hatte sogar alles versucht, einige Bauarbeiten zu verschieben, um am Tag der offenen Tür die Türen öffnen zu können. Aber durch die Verzögerungen wären enorme Kosten angefallen – die Besucher:innen hätten also indirekt für die Besichtigung Eintritt bezahlt. Das wäre wiederum mit dem Slogan „Demokratie lädt ein“ schlecht zu verbinden gewesen und so bleibt das BMG leider am Wochenende zu. „Wir hoffen, im nächsten Jahr wieder mitmachen zu können.“ Und wir hoffen, dass der Baulärm im Haus das Schreiben der Gesetze und Verordnungen nicht beeinträchtigt und freuen uns aufs nächste Jahr.
P.S. Der Fairness halber sei darauf hingewiesen, dass das BMG nicht das einzige Haus ohne offene Tür ist. Auch das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauen nimmt in diesem Jahr nicht teil. Da wird mit Sicherheit auch gebaut.
APOTHEKE ADHOC Debatte