Selbstverwaltung

BMG setzt auf Honorarverhandlung dpa, 05.10.2010 11:42 Uhr

Berlin - 

Die Bundesregierung pocht bei den Verhandlungen der niedergelassenen Ärzte und den Krankenkassen über das Ärztehonorar für das kommende Jahr auf einen baldigen Abschluss. „Wir erwarten, dass die Selbstverwaltung hier zu einem tragfähigen Ergebnis kommt“, sagte ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums (BMG).

An diesem Dienstag nehmen beide Seiten einen neuen Anlauf zur Festlegung der Honorare für die rund 150.000 Kassenärzte. Nach ergebnislosen Verhandlungen vor gut einer Woche hatten die Kassen einen Abschluss wegen der hohen Ärzteforderungen bezweifelt und eine Entscheidung der Regierung gefordert. Nun sagte ein Sprecher des GKV-Spitzenverbands: „Wir gehen mit aller Ernsthaftigkeit in die Verhandlungen.“

Laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung (KBV) ist ein Abschluss aber noch nicht ausgemacht. Ein Sprecher sagte, dass das Ergebnis noch nicht fest stünde. Die Welt berichtete, nach Vorgesprächen sei ein Honorarzuwachs von rund einer Milliarde Euro wahrscheinlich. Ein Kenner der Verhandlungen sagte der Nachrichtenagentur dpa, dieses Szenario sei realistisch.

Die Ärzte hatten ursprünglich rund zwei Milliarden Euro mehr gefordert. Bereits 2009 war das Honorar der Praxisärzte nach Kassenangaben um 6,3 Prozent auf 30,8 Milliarden Euro im Vergleich zu 2008 gestiegen. Die Kassen hatten ihre Forderung nach einer Nullrunde aufgeben müssen, weil die geplante Gesundheitsreform den Ärzten ein Plus einräumt. Das beläuft sich auf rund 200 Millionen Euro wegen der steigenden Krankheitshäufigkeit in der Bevölkerung. Hinzu kommen nicht exakt bezifferte Millionenbeträge für besondere Leistungen wie ambulantes Operieren sowie für neue Leistungen.

Der Hauptstreitpunkt ist derzeit, wie die Regionen unterschiedlich bedient werden können, ohne Unmut bei vermeintlichen Verlierern entstehen zu lassen. Die Koalition hat Ärzte und Kassen beauftragt, mit einer „asymmetrischen regionalen Angleichung“ die relative Schlechterstellung einzelner Länder zu vermeiden. Vor allem die Ärzte in Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen wollen mehr Geld. Wenn sich Kassen und Ärzte nicht einig werden, gibt die Stimme des unabhängigen Ökonomen Professor Dr. Jürgen Wasem den Ausschlag.