DocMorris/Teleclinic-Deal

BMG: Freie Apothekenwahl muss gewährleistet bleiben

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Berlin -

Vergangene Woche kündigte die DocMorris-Muttergesellschaft Zur Rose den Kauf des Telemedizinanbieters Teleclinic an. Damit kommen Verschreibung und Abgabe von Arzneimitteln unter ein gemeinsames Firmendach. Die Politik beobachtet diesen Schritt mit kritischem Interesse: „Die freie Apothekenwahl muss gewährleistet bleiben“, erklärte jetzt das Bundesgesundheitsministerium (BMG) von Jens Spahn (CDU) auf Anfrage. Zuvor hatte bereits CDU-Gesundheitspolitiker Michael Hennrich gewarnt: „Das müssen wir uns genauer ansehen.“

Das BMG erklärte: „Im Rahmen der Gesetzgebung zur Einführung des E-Rezepts sind weitere Maßnahmen vorgesehen, die eine Zuweisung und ein Makeln von Verschreibungen und eine Beeinflussung der Patientinnen und Patienten zur Inanspruchnahme einer bestimmten Apotheke verhindern sollen.“ Das kann man getrost als Hinweis interpretieren, dass die Übernahme der Teleclinic durch Zur Rose unter Beobachtung steht.

Kritisch sieht diesen Zusammenschluss auch Hennrich: „Es kann nicht sein, dass unter dem Deckmantel der Digitalisierung die bewährte Trennung der Heilberufe von Arzt und Apotheker ausgehebelt wird.“ Das Edikt von Salerno sei fester Bestandteil des deutschen Gesundheitssystems. Die Übernahme der Teleclinic durch DocMorris sei daher ein „interessanter Vorgang“. Laut Hennrich müssen sich die Gesundheitspolitiker der Regierungskoalition und auch das Bundesgesundheitsministerium mit dieser Entwicklung und deren Konsequenzen intensiv befassen.

Zur Rose begründete den Kauf der Teleclinic damit, dass sich das 2015 gegründete Unternehmen in kurzer Zeit als führender Anbieter von telemedizinischen Dienstleistungen – einschließlich digitaler Rezepte und Krankheitsbescheinigungen – etabliert habe. Die „beeindruckenden operativen Kennzahlen und das Wachstum“ unterstrichen das enorme Potenzial von Fernbehandlungen und von digitalen medizinischen Dienstleistungen. Deren Akzeptanz und Durchdringung werde aufgrund der mit Covid-19 verbundenen Abstandsregeln rasch zunehmen.

Zur Rose rechnet damit, dass bei der Hälfte der über die Plattform durchgeführten Konsultationen E-Rezepte ausgestellt werden – ein „hochkomplementärer Aspekt der Akquisition“, der das E-Commerce- und Marktplatz-Geschäft der Gruppe unterstütze. Durch die Bündelung der Kompetenzen baue man die Führungsrolle als Systemanbieter für E-Rezept-Lösungen in Deutschland aus. Konsequent treibe man nun gemeinsam die digitale Transformation der Branche voran.

Für Zur Rose stelle Teleclinic entsprechend einen strategisch wichtigen Baustein im eigenen „Gesundheitsökosystem“ dar, das durch den Kauf um telemedizinische Dienstleistungen erweitert werde. Telemedizin sei eine entscheidende, bequeme Lösung entlang der digitalen Gesundheitsreise des Patienten sowohl bei akuten als auch bei chronischen Erkrankungen. Angesichts von mittlerweile mehr als 9 Millionen Kunden sieht Zur Rose beträchtliches Potenzial für die Skalierung des Geschäfts von Teleclinic.

„Als größte E-Commerce-Apotheke auf dem Weg zum Gesundheitsökosystem Europas sehen wir unsere Aufgabe darin, die Menschen in die Lage zu versetzen, ihre Gesundheit zu managen“, so CEO Walter Oberhänsli. „Mit Teleclinic als integriertem Akteur in der Zur-Rose-Gesundheitsplattform werden wir, zusätzlich zum Medikations- und Apotheken-Produktportfolio, digitale Lösungen anbieten können, die den Patientinnen und Patienten ein besseres Leben ermöglichen.“

„eHealth-Anwendungen werden zukünftig ein elementarer Bestandteil der medizinischen Versorgung sein. Durch den Telemedizin-Service von TeleClinic können wir unseren rund 9 Millionen aktiven Kunden, welche die Zur Rose-Gruppe entweder direkt oder über ihre Partner beliefert, inklusive Versandhandelsgeschäft von Apotal-Kunden, einen niedrigschwelligen Zugang zur Gesundheitsversorgung bieten und schaffen attraktive Mehrwerte für unsere Partner auf dem DocMorris-Marktplatz“, so DocMorris-Chef Olaf Heinrich.

Katharina Jünger, Gründerin und CEO von Teleclinic, betont: „Teleclinic hat sich für Patienten und Ärzte als eine wertvolle und gerne genutzte Erweiterung der Gesundheitsversorgung etabliert. Darüber hinaus gibt sie Ärztinnen und Ärzten die Möglichkeit, ihre Expertise flexibler und ortsunabhängiger anzubieten. Wir freuen uns sehr, dass Teleclinic zu einem integralen Bestandteil des digitalen Gesundheitssystems der Zur-Rose-Gruppe in Deutschland und Europa wird.“ Die bestehenden Partnerschaften mit der Ärzteschaft und ihren Organisationen, den Krankenversicherungen und Apotheken werde man erfolgreich fortführen und für die Zukunft stärken, so Jünger. „Durch die Kräftebündelung mit DocMorris kommen wir unserem Ziel, eine ideale Gesundheitsversorgung zur Verfügung zu stellen, einen großen Schritt näher.“

Die Transaktion soll bereits Ende Juli abgeschlossen sein. Zur Rose besorgt sich parallel am Kapitalmarkt frisches Geld. 741.000 Aktien sollen neu ausgegeben werden, beim derzeitigen Kurs von rund 270 Euro dürfte sich die Kasse reichlich füllen lassen. Außer für die Übernahme von Teleclinic soll das Geld für die Finanzierung der Markteinführung von E-Rezept-Lösungen sowie europäischer Wachstumsinitiativen zur Verbreiterung der Kundenbasis durch organische Expansion und potenzielle Akquisitionen genutzt werden. Außerdem sollen Investitionen in Plattformen und Ökosystem-Partnerschaften ermöglicht werden.

 

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