Sieben Wochen vor den Neuwahlen hat der Bundesverband Managed Care (BMC) unter dem Titel „Für mehr Gesundheit und eine zukunftsgerichtete Versorgung“ seine gesundheitspolitischen Impulse veröffentlicht. Prävention solle gestärkt werden, auch die Apotheken sollen dabei eine Rolle spielen.
„Gesundheitsförderung und Prävention müssen zum zentralen Schwerpunkt der neuen Bundesregierung werden“, so Professor Dr. Lutz Hager, BMC-Vorstandsvorsitzender. Mit einem „Weiter so“ werde die Versorgung in Zukunft nicht aufrechterhalten werden können. „Das Gegenbild zu einer fortschreitenden Überlastung und Übernutzung unseres Systems ist die Gesunderhaltung“, erklärt Hager weiter. Eine solche Neugestaltung sollte nicht nur den Patient:innen zugute kommen, sondern auch ein attraktives Arbeitsumfeld und einen verlässlichen Wirtschaftsrahmen bieten.
Dazu brauche es eine langfristig angelegte Neuausrichtung, die gleichzeitig im laufenden Betrieb umsetzbar sei – kleinteilige Anpassungen genügten hierbei nicht. Mit den vorgeschlagenen Maßnahmen wolle der BMC die digitale Transformation vorantreiben, einen neuen Schwerpunkt auf Gesunderhaltung und Prävention setzen, Bedarfe und Ergebnisse als Grundlage des Handelns etablieren, neue Instrumente zur Versorgungssteuerung und -koordination einführen und die Zusammenarbeit der Leistungserbringer stärken.
„Gesundheit bildet die Grundlage für Wohlstand und Glück: Investitionen in Gesundheit lohnen sich vielfach“, heißt es in dem 14-seitigen Papier. Gesundheitsförderung und Prävention seien daher unverzichtbare Bestandteile eines zukunftsorientierten Gesundheitssystems. Der Fokus müsse dabei auf der Gesunderhaltung liegen: Maßnahmen sollten frühzeitig ansetzen, zielgruppenspezifisch und partizipativ entwickelt werden und dort greifen, wo der Bedarf am größten sei. „Die Verhinderung von Krankheit ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die eine Zusammenarbeit von allen Politikbereichen wie Bildung, Verkehr und Umwelt erfordert.“
Dabei sollten Präventionsangebote alle Lebensphasen individuell begleiten, insbesondere in Risikophasen wie im höheren Alter oder bei drohender Pflegebedürftigkeit. Maßnahmen wie Screenings, Impfungen, aufsuchende Hausbesuche bei Pflegebedürftigen, Angehörigenschulungen und Laienhilfe sollten eng mit der Primärversorgung, Apotheken und öffentlichen Gesundheitsangeboten verknüpft werden.
Eine stärkere Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Berufsgruppen und Sektoren würde eine umfassendere und effektivere Patientenbetreuung ermöglichen, so der BMC. „Es benötigt eine engere interprofessionelle Zusammenarbeit zwischen Ärzt:innen, Apotheker:innen, Community Health Nurses, Pflegekräften und weiteren Gesundheitsfachberufen. Ziel ist es, Patient:innen nicht nur arztzentriert, sondern vielseitig und auf ihre individuellen Bedürfnisse abgestimmt zu versorgen“, heißt es in dem Papier. Fachkräfte sollten je nach Situation, Verfügbarkeit und Qualifikation handeln können.
Die vorgeschlagene Lösung zur Patientensteuerung passt zum Ansatz des Bundesverbands, der auf Vertragslösungen im Gesundheitsmarkt setzt. Ein Primärversorgungssystem mit -zentren solle einen niedrigschwelligen Zugang zur Grundversorgung bieten, sowohl durch neue als auch durch umgewandelte bestehende Praxen oder Kliniken. Für strukturschwache Regionen seien neue innovative Versorgungsmodelle erforderlich. Hierfür brauche es gesetzliche Grundlagen, die regionale, sektorenübergreifende Versorgungsnetze fördern und durch alternative Vergütungsmodelle sowie eine Kontrahierung durch alle Krankenkassen unterstützt werden.
„Ein bezahlbares und funktionierendes Gesundheitssystem ist ein zentraler Bestandteil unseres Gesellschafts- und Generationenvertrags, für den die Politik sowie alle Akteure im Gesundheitswesen gemeinsam Verantwortung tragen. Die kommende Legislaturperiode bietet die Chance zum Wandel – die Zeit drängt“, betont Hager.
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