In den vergangenen Monaten hat Mona Farhang ein breites Testangebot in ihrer Region aufgebaut. Die Inhaberin der City Apotheke Ratingen testet bereits seit Dezember, damals noch in der Apotheke. Dann folgte ein eigenes Testzentrum. Als sie in Schulen ging, untersagte ihr das Gesundheitsamt das Testen von Schülern. Die 35-Jährige schaltete einen Anwalt ein, und auch die Medien stürzten sich auf den Fall.
Farhang setzt sich für ein breites Testangebot für Bürger ein. „Wir müssen dafür sorgen, dass die Menschen weiter in die Städte kommen können.“ Die Inzidenzwerte müssten sinken, damit die Geschäfte wieder öffnen könnten und die Kunden auch in die Apotheken gehen könnten. Woher Farhang die Kraft für die Organisation der Bürgertests nimmt, weiß sie momentan selbst nicht genau: „Es gibt Phasen im Leben mit viel Arbeit, Ruhepausen kommen auch wieder.“
Als sie sich zuletzt mit dem Gesundheitsamt streiten und sogar einen Anwalt einschalten musste, war die Frustration groß. „Man gibt sich soviel Mühe.“ Doch statt Unterstützung zu erhalten und gemeinsam konstruktiv zu denken, werde man ausgebremst. Das Gesundheitsamt meldete im März Bedenken an, dass Farhang in die Schule gehe und dort Kinder auf Sars-Cov-2 teste. „Ich habe gesagt, dass ich das laut Verordnung darf. Ich wollte schnell vor Ort sein und Sicherheit geben.“ Die Lehrer hätten mitgeteilt, dass die Zahl der Positiv-Getesteten hoch sei, man aber keine Tests zur Verfügung habe.
Vormittags testeten Farhang und ihr Team zwischen 400 und 500 Schüler. „Als das Gesundheitsamt dabei blieb, dass wir nicht in die Schule dürfen, haben die Lehrer gesagt, dass sie mit 900 Schülern eben zu uns kommen.“ Die Medien schalteten sich ein, auch RTL war vor Ort und berichtete über den angedachten „Wandertag“ zum Testzentrum: „Engagierte Apothekerin vom Gesundheitsamt ausgebremst. Bürokratie behindert Kampf gegen Corona“, verkündete der Sender und befragte zu dem Fall auch Nordrhein-Westfalens Bildungsministerin Yvonne Gebauer (FDP).
Letztlich habe das Amt eingelenkt. Mittlerweile haben sich die Wogen geglättet. „Wir haben uns wieder vertragen. Es war vielleicht etwas viel Bürokratie seitens der Stadt, die nicht zielführend war.“ Seitens des Landkreises Mettmann heißt es, man habe die Tests an Schulen nicht verbieten wollen. Man habe Probleme mit der Abrechnung der Tests gesehen, weil es sich um ein stationäres Testzentrum handele, das an Schulen geht, sagt eine Sprecherin. Es habe Missverständnisse zwischen Amtsapotheker und Apothekerin gegeben. „Es war damals eine Grauzone. Uns liegt am Herzen, dass getestet wird.“
Die Apothekerin betreibt mittlerweile vier Testzentren, für jedes beschäftigt sie bis zu 30 Mitarbeiter. Zudem baut sie mobile Teams auf, die in Bussen unterwegs sein sollen. „Ein Testzentrum mit dem vorhandenen Apothekenpersonal betreiben zu wollen, ist Irrsinn. Man muss es als eigenen Betrieb sehen.“ Sie beschäftigt viele Studenten, vor allem aus dem pharmazeutischen und medizinischen Bereich. Aber auch andere Berufsgruppen sind bei ihr tätig. „Viele sind glücklich, wieder einen Job zu haben.“ Bis April habe sie rund 35.000 Tests durchgeführt.
Der Andrang ist weiter groß: Ihre Angestellten testen in Höchstphasen bis zu 3000 Menschen am Tag. Genug Tests hat die Apothekerin, da sie über ihren Großhandel über entsprechende Kontakte verfügt. Sie versorgt auch weiterhin die Schulen bei Bedarf mit Tests. Farhang geht davon aus, dass die Nachfrage in Verbindung mit Öffnungsstrategien der Länder weiter zunehmen wird. Sie appelliert an Kollegen, ebenfalls Bürgertests anzubieten, wenn es möglich ist. Um Gewinn gehe es dabei nicht, wie ihr bereits unterstellt wurde. „Wir können dadurch zeigen, dass wir Vor-Ort-Apotheken da sind für unsere Kunden. Wir müssen dafür sorgen, dass wir sie nicht an Online-Apotheken verlieren.“
APOTHEKE ADHOC Debatte