Die Betriebskrankenkassen haben rund 200 neue Rabattverträge abgeschlossen. Federführend war das Gemeinschaftsunternehmen GWQ (Gesellschaft für Wirtschaftlichkeit und Qualität bei Krankenkassen), das bei der mittlerweile 32. Ausschreibung in einigen Fällen auch besondere Qualitätskriterien berücksichtigte. Das macht es für die Apotheken nicht unbedingt einfacher.
Die Rabattverträge starten am 1. Juli und haben eine Laufzeit von zwei Jahren. Die gängigsten Schnelldreher wurden entweder exklusiv an einen Hersteller oder an bis zu drei Partner vergeben. Teilweise unterscheiden sich die Lieferanten bei unterschiedlichen Wirkstärken oder Darreichungsformen. Darüber hinaus gibt es Verträge, bei denen neben dem Hauptversorger ein Ersatzlieferant unter Vertrag genommen wurde. Für Antibiotika wurden separate Lose an Hersteller mit Produktion in der EU vergeben, bei anderen Wirkstoffen wurden Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigt.
Zuschläge für jeweils einen einzigen Lieferanten gibt es für Wirkstoffe wie Aripiprazol, Betahistin, Fusidinsäure, Cilostazol, Diltiazem, Dutaserid, Fluticason, Latanoprost, Metoprolol/HCT, Pipamperon, Piroxicam, Pravastatin, Telmisartan/Amlodipin, Trospium Valproat und Xipamid.
Neben dem Exklusivzuschlag wurde zum Großteil auch noch eine Vereinbarung mit einem Ersatzversorger abgeschlossen, diese werden aber nicht bekannt gemacht. Erst wenn der eigentliche Vertragspartner ausfallen sollte, wird dieser Lieferant gemeldet, wobei nicht ausgeschlossen werden kann, dass auch hier schon Probleme angekommen sind. Bei der knapp der Hälfte der insgesamt 81 ausgeschriebenen Wirkstoffe konnte sogar gar kein Zuschlag vergeben werden.
108 Wirkstoffe und Kombinationen wurden ab zwei oder drei Partner vergeben. Hier sind zahlreiche Schnelldreher wie Amiodaron, Amisulprid, Amlodipin, Beclometason/Formoterol, Bispoprolol, Carvedilol, Celecoxib, Citalopram, Clopidogrel, Escitalopram, Ezetimib, Felodipin, Gabapentin, Glimepirid, Irbesartan, Lisinopril, Metformin, Omeprazol, Pantoprazol, Pregabalin, Quetiapin, Ramipril, Salmeterol/Fluticason, Simvastatin, Terbinafin, Topiramat, Tramadol, Verapamil und Venlafaxin dabei.
Bei einigen Wirkstoffen unterscheiden sich die Rabattpartner je nach Dosierung oder Darreichungsform.
Bei Doxepin kommen die Filmtabletten à 25, 50 und 100 mg von Teva; eigentlich sollten hier zwei Partner gefunden werden. Für die Variante à 75 mg konnte der geplante Exklusivzuschlag nicht vergeben werden.
Bei Enalapril/HCT kommen die Filmtabletten von Hexal, die Tabletten von Hexal und Teva.
Bei Carbidopa/Levodopa liefert Viatris die Filmtabletten; die Retardtabletten kommen von Neuraxpharm und die Tabletten von Hexal. Die beiden letzteren Varianten sollten eigentlich an mehrerer Lieferanten vergeben werden.
Metoprolol retard à 50 mg konnte nicht exklusiv vergeben werden, die Varianten à 100 und 200 mg kommen von Heumann und Hexal, Betapharm und Hexal beziehungsweise Betapharm und Heumann. Die Tabletten liefern Heumann und Teva.
Nevirapin als Tabletten à 200 mg liefert Puren, die Retardtabletten à 400 mg kommen von Heumann und Viatris.
Bei Oxybutynin hat AAA den Zuschlag für 2,5 mg erhalten, die doppelt so hohe Dosierung kommt außerdem von Teva.
Tilidin/Naloxon als Retardtablette à 200/16 mg liefert Hexal, die anderen Dosierungen kommen von Aliud und Hexal. Die Lösung liefert wiederum nur Aliud.
Paracetamol/Tramadol kommt von TAD, eigentlich sollte für die Dosierung à 37,5/325 mg ein zweiter Partner gefunden werden.
Zolpidem schließlich kommt à 2,5 mg von Teva und à 5 mg von Hexal und Puren.
Bei den Antibiotika gibt es neben dem regulären Los einen weiteren Zuschlag für Hersteller mit EU-Produktion. Allerdings konnten diese nur bei Azithromycin, Cefaclor und Ofloxacin vergeben werden. Bei Cefpodoxim, Cefuroxim, Ciprofloxacin, Doxycyclin und Moxifloxacin gab es nur Zuschläge für außereuropäische Produkte. Bei Metronidazol und Phenoxymethylpenicillin konnten gar keine Zuschläge vergeben werden.
Bei 16 Wirkstoffen sollten Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigt werden, doch nur bei sieben Substanzen konnten Zuschläge erteilt werden: Abacavir/Lamivudin, Carbamazepin, Desogetrel/Ethinylestradiol, Glibenclamid, Risperidon, Tramadol und Venlafaxin (Tabletten). Keine Zuschläge gab es bei Alendronsäure/Colecalciferol, Diclofenac, Escitalopram, Estriol (Ovula), Gefitinib, Ipratropiumbromid (Dosieraerosol), Tolterodin und Venlafaxin (Retardkapseln). Nirgends konnten wie geplant mehrere Hersteller unter Vertrag genommen werden (Hauptversorger/Ersatzversorger).
Aktuell läuft nur eine Ausschreibung für das Orphan-Drug Carglumsäure. Auch hier soll die Vereinbarung ab Juli in Kraft treten.
Abgeräumt haben führende Hersteller wie Aliud, Aristo, Hexal, TAD, Teva, Viatris und Zentiva, aber auch von anderen Rabattverträgen bekannte, oft aus Indien kommende Anbieter wie Accord, Ascend, Basics, Betapharm, Bluefish, Cipla, Devatis, Dexcel, Ever, Glenmark, HEC Pharm, Heumann/Heunet, Medical Valley, Micro Labs, Pro.Med, Puren und Sun. Auch auf spezielle Indikationen spezialisierte Unternehmen wie AAA, Amarox, Dr. Kade, Galen, Grünenthal, GSK, Holsten, Neuraxpharm, Omnivision, Pharma Stulln und Théa sind dabei.