Die Betriebskrankenkassen hätten gern bessere Informationen aus dem tatsächlichen Versorgungsalltag. Franz Knieps, Vorstand des BKK Dachverbands, wünscht sich „strukturierte und tagesaktuelle Abrechnungsdaten“.
Aufhänger der BKK-Forderung ist die aus Sicht der Kassen diffuse Faktenlage bei der Entwicklung psychischer Erkrankungen in der Corona-Pandemie. Diese mache „umfassende Neuerungen bei der Datenerhebung und Abrechnungssystematik im Gesundheitswesen“ notwendig. „Die derzeit verfügbaren Daten der gesetzlichen Krankenkassen hinken dem tatsächlichen Versorgungsgeschehen um Monate hinterher“, so Knieps.
Studenten, Jugendliche oder Schüler seien als relevante Bevölkerungsgruppen von der Pandemie gerade auch psychisch stark betroffenen – tauchten in den bislang verfügbaren Zahlen gar nicht auf. Vielmehr ließen die vorhandenen Daten zum Beispiel zum Stand der Arbeitsunfähigkeit nur Rückschlüsse auf den Gesundheitszustand bestimmter Bevölkerungsgruppen wie beschäftigter Versicherter und Erwachsener zu.
Deshalb fordert Knieps: „Wir brauchen in Zukunft einheitlich strukturierte und tagesaktuelle Abrechnungsdaten, um adäquat, schnell und zielgerichtet auf veränderte Bedürfnisse der Patienten und kurzfristige Versorgungsengpässe reagieren zu können.“ Das wäre aus seiner Sicht ein großer Beitrag zur Pandemiebewältigung.
Laut BKK Dachverband ist das Niveau der Krankschreibungen aufgrund von psychischen Erkrankungen im Laufe der Pandemie im Vergleich zu den vorangegangenen Jahren nur leicht gestiegen. Doch Meldungen der Berufsverbände wie der Bundespsychotherapeutenkammer zeichnen ein anderes Bild: Demnach hat es seit der Corona-Krise eine stark erhöhte Nachfrage nach Therapeuten für seelische Erkrankungen gegeben. Grundlage hierfür seien jeweils repräsentative Umfragen bei Verbandsmitgliedern. Die Kassen wollen diese Informationslücke gerne schließen.
Auch wenn es Knieps in erster Linie um die Daten zu psychischen Erkrankungen bei Jugendlichen geht, zahlt der BKK-Vertreter damit auf eine Debatte ein, die auch den Apothekenmarkt berührt. Der Verband Deutscher Apothekenrechenzentren (VDARZ) setzt sich dafür ein, dass die Apotheken mit der bundesweiten Einführung des E-Rezepts die Möglichkeiten der Digitalisierung auch dahingehend nutzen sollen, mit den Kassen täglich abzurechnen. Der Deutsche Apothekerverband (DAV) müsste dazu mit dem GKV-Spitzenverband entsprechende Änderungen an den Arzneilieferverträgen vornehmen.
APOTHEKE ADHOC Debatte