Biotechnologie

Risikokapital für Präzisionsmedizin

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Berlin -

Dr. Friedrich von Bohlen und Halbach fordert von der Politik Steuererleichterungen für Risikokapital. Damit will der Geschäftsführer der Investmentfirma Dievini die Biotech-Forschung in Deutschland vorantreiben. Auf dem Frühjahrssymposium des Pharmaverbands VFA stellte er seine Vision einer molekularen Medizin vor.

Er könne sich eine Zukunft vorstellen, in der Patienten vom Apotheker je nach ihrer DNA ein unterschiedliches Präparat erhielten. In den USA werde schon heute darüber nachgedacht. Dadurch könnten nicht nur die Ausgaben für Arzneimittel sinken, auch für die Pharmaindustrie sieht von Bohlen und Halbach Chancen: Durch die stärkere Personalisierung der Therapien ließen sich bei groß angelegten Studien Kosten sparen. Außerdem könnten die Präparate früher auf den Markt kommen. „Ich sehe hier keine Verlierer“, sagte der Unternehmer.

Der Paradigmenwechsel hin zur molekularen Medizin ist aus seiner Sicht nicht aufzuhalten. In den USA werde bereits „code staggering“ betrieben. Das Genom sei damit in der Realität angekommen, über personalisierte Medizin gehe das weit hinaus.

Von Bohlen und Halbach sprach von Präzisionsmedizin: „In Wirklichkeit hat jeder der 1,6 Millionen Krebspatienten in Deutschland einen anderen Krebs.“ Er ist überzeugt davon, dass es künftig weniger Fehlbehandlungen geben wird und dass damit die fallspezifischen Kosten sinken.

Die Datenflut in der Medizin ist seiner Ansicht nach eine der größten Herausforderungen bei der Erforschung neuer Möglichkeiten. Die wachsenden Datenmengen könnten nur durch massiven Einsatz der Informationstechnologie genutzt werden. Dadurch wandele sich die Rolle des Arztes in der Medizin fundamental: Sie werde in Zukunft IT-basiert sein.

Der Krupp-Neffe lebt mit seiner Familie teilweise in den USA. Die Möglichkeiten für Biotech-Forschung hierzulande seien mit denen im Silicon Valley und an der US-Ostküste nicht zu vergleichen. Der Natur- und Wirtschaftswissenschaftler forderte die Politik deshalb auf, die einheimische Spitzenforschung stärker zu zentrieren. Weil die Rahmenbedingungen nicht stimmten, hinke die heimische Industrie der in anderen Ländern hinterher. „Wir haben hier Nachteile, weil zu klein gedacht wird“, sagte von Bohlen und Halbach.

Die Finanzierungskette in Deutschland sei im Moment unterbrochen. Die Politik müsse deshalb die Investitionen von Wagniskapitalgebern fördern. Von Bohlen und Halbach sagte, nur mit dreistelligen Millionenbeträgen seien Durchbrüche in der Biotechnologie zu erzielen. Diese stellen ihm derzeit SAP-Gründer Dietmar Hopp und die Gates-Stiftung zur Verfügung. Die Dievini Hopp BioTech Holding ist Hauptinvestor von Curevac und Molecular Health. Curevac ist nach Angaben des Investors führend in der Entwicklung von Impfstoffen.

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