Keine zwei Monate sind es noch, bis Corona-Schnelltets nicht mehr erstattet werden. Der freie Markt soll dann die Preise regeln. Doch womit ist zu rechnen? Die Bild am Sonntag (BamS) befeuert schon einmal die Erwartungen: „Bürgertest kosten ab 11. Oktober rund 8 Euro“, erklärte sie in ihrer gestrigen Ausgabe.
Die Vergütung reiche kaum dann aus, um kostendeckend Schnelltests anzubieten, klagen viele Apotheken seit Monaten. Um auch nur annähernd gewinnbringend zu arbeiten, müsse man den eigenen Testbetrieb entsprechend hochskalieren. Das gilt zumindest für die aktuellen Preise: Nach Einführung der kostenlosen Bürgertest im März erhielten die Apotheken zunächst 12 Euro je Test, dazu kamen bis zu 9, später dann bis zu 6 Euro für die konkret entstandenen Beschaffungskosten. Zum 1. Juli wurde die Vergütung für Testanbieter allerdings auf 11,50 Euro für Durchführung und Sachkosten gesenkt. Die Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) behalten einen prozentualen Anteil der Leistungsvergütung als Verwaltungskosten ein.
Höhere Preise könnten künftig also Abhilfe schaffen, wirtschaftlich sinnvoll Schnelltests anzubieten. Entsprechend rechnen Apotheken derzeit auf der Suche nach richtigen Preis: Die aktuellen 11,50 Euro werden als absolute Untergrenze gesehen, sinnvoller erscheinen vielen Preise zwischen 15 und 25 Euro pro Test.
Allerdings: Die Erwartungen, die gerade mit Blick auf den Oktober geschürt werden, zeigen deutlich in die andere Richtung. „Der einzelne Bürger wird wohl etwas weniger zahlen, als der Staat aktuell an die Testzentren überweist“, schreibt die BamS und zitiert den Sprecher des Ingelheimer Laborverbunds Bioscentia: „Ich halte acht bis zehn Euro pro Antigenschnelltest als Untergrenze für realistisch.“
Zu einem massenhaften Ausstieg von Apotheken aus der Testinfrastruktur werden die neuen Voraussetzungen aber aus Sicht der Bundesapothekerkammer (BAK) nicht führen: „Auch wenn die Nachfrage nach den Tests zurückgeht, werden sicher viele Apotheken weiterhin testen“, wird BAK-Präsident Thomas Benkert zitiert. Rund 5000 Apotheken seien derzeit auf meinapothekenmanager.de für das Testangebot registriert.
Auch der Verband der Diagnostika-Industrie geht nicht von einem Ende der bisherigen Strukturen aus. „Es wird keinen Zusammenbruch geben, aber eine Ausdünnung“, so Geschäftsführer Dr. Martin Walger. Zwar werde es in Städten wie Berlin noch genug Möglichkeiten geben, aber auf dem Land könne es schon schwieriger werden. „Da können die Wege durchaus lang werden und nicht jeder ist so mobil, dass solche Umstände völlig problemfrei sind.“
Höhere Preise würden natürlich für PCR-Tests angelegt, die künftig auch über Apotheken angeboten werden können. Laut Techniker Krankenkasse (TK) sei 35 Euro die niedrigste Schwelle, an Flughäfen zahle man um die 70 Euro. Auch Preise deutlich über 100 Euro seien je nach Anbieter möglich.
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