Die Kaufmännische Krankenkasse (KKH) beschäftigt sich regelmäßig mit Betrugsdelikten im Gesundheitswesen. Im Jahr 2021 kam dabei die bislang höchste Summe zusammen – im Fokus stehen diesmal vor allem Pflegedienste und Ärzt:innen. Apotheken sind nach Angaben der KKH in den Hintergrund gerückt.
Im vergangenen Jahr ist der KKH durch verschiedenste Betrugsdelikte ein Schaden von 4,7 Millionen Euro entstanden. Ganz oben stehen dabei ambulante Pflegedienste mit knapp 3,4 Millionen Euro – das macht 70 Prozent der Gesamtsumme. „Es sind zwar immer nur einige wenige schwarze Schafe, die kriminell agieren. Doch diese bereichern sich an Geldern, die den Versicherten für die Vorsorge und die Behandlung von Krankheiten vorbehalten sind“, betont KKH-Chefermittlerin Dina Michels. „Solche Betrüger erschüttern mit ihren Machenschaften das Vertrauen in das komplette Gesundheitssystem und bringen darüber hinaus die ehrlichen Leistungserbringer ihres jeweiligen Berufsstandes in Verruf.“
Die Dunkelziffer sei dabei oft noch viel größer. Die Prüfgruppe Abrechnungsmanipulation der KKH erhielt 2021 immerhin bundesweit 352 neue Betrugshinweise. Ganz oben auf der Skala stehen Pflegedienste, gefolgt von Krankengymnast:innen und Physiotherapeut:innen sowie Ärzt:innen (35 Tatverdächtige). Insgesamt entfiel mit 46 Prozent im vergangenen Jahr fast die Hälfte aller Hinweise auf den Bereich Pflege. „Betrug im Gesundheitswesen ist kein Kavaliersdelikt. In letzter Konsequenz zahlen wir alle drauf, denn die unzulässig entzogenen Gelder müssen durch die Solidargemeinschaft finanziert werden“, meint Oberstaatsanwalt André Schmidt von der Staatsanwaltschaft Braunschweig, Experte für Korruptionsstrafsachen.
Durch die Pandemie seien weitere Betrugsfelder eröffnet worden: Darunter manipulierte Abrechnungen von Corona-Schnelltests, unberechtigt vom Staat kassierte Corona-Soforthilfen in Millionenhöhe und gefälschte Impfausweise. „Zwar sind in diesen Fällen die Krankenkassen nicht direkt betroffen. Doch natürlich müssen auch diese Delikte so schnell wie möglich aufgedeckt und strafrechtlich verfolgt werden“, so Michels.
Nach Angaben der KKH seien Apotheken im Vergleich zu den vergangenen Jahren eher in den Hintergrund gerückt. Als bekanntestes Beispiel wurde der Zyto-Apotheker genannt, welcher im großen Stil Krebsmedikamente panschte. „Damit bereicherte er sich nicht nur um mehrere Millionen Euro – allein zu Lasten der KKH um 1,5 Millionen Euro – sondern gefährdete vor allem Menschenleben.“
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