Betriebsergebnis

Die Überlebenden profitieren

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Berlin -

Die Zahl der Apotheken ist im vergangenen Jahr erneut auf nunmehr 20.662 gesunken. Jede Woche gingen laut ABDA fünf Betriebsstätten verloren, das entspricht einem neuen Tiefstand seit 1982. Für die „Überlebenden“ war diese Ausdünnung auf der anderen Seite hilfreich: Das steuerliche Betriebsergebnis einer durchschnittlichen Apotheke lag im vergangenen Jahr bei 6,6 Prozent. Karl-Heinz Resch, Geschäftsführer Wirtschaft, Soziales und Verträge der ABDA, und sein Abteilungsleiter Dr. Eckart Bauer stellten heute beim DAV-Wirtschaftsforum in Berlin die aktuellen Zahlen vor.

Demnach konnten die Apotheken erstmals seit 2010 überhaupt beim Betriebsergebnis zulegen. In absoluten Zahlen sind 124.393 Euro sogar ein Allzeithoch. Die ABDA-Verantwortlichen betonen aber, dass der Anstieg kaufkraftbereinigt geringer ausfällt und das Betriebsergebnis demnach unter dem Wert von 2002 liegt. Das Teilbertriebsergebnis für den GKV-Bereich liegt bei 76.160 Euro nach 58.482 Euro im Vorjahr.

Ihren Gesamtumsatz konnten die Apotheken im Vergleich zum Vorjahr um 2 Milliarden Euro auf 44,6 Milliarden Euro steigern. Hintergrund ist auch ein Anstieg der Packungszahlen um 2,5 Prozent – der erste Anstieg seit sechs Jahren. Die verschreibungspflichtigen Arzneimittel legten dabei um 2,1 Prozent auf 737 Millionen Packungen zu.

Bei den OTC-Präparaten lag der Anstieg sogar noch etwas darüber: 652 Millionen Packungen entsprechen einem Plus von 3 Prozent oder 19 Millionen Packungen mehr. Als Grund führte Resch vor allem die ausgeprägte Erkältungswelle zu Beginn des Jahres 2013 an. Er wies zudem darauf hin, dass auch das aktuelle OTC-Niveau bei den Packungszahlen noch 7 Prozent unter den Werten von 2005 zurückliege.

Der Anteil des Wareneinsatzes am Netto-Umsatz, also einschließlich aller Rabatte und Skonti, war seit 2003 kontinuierlich gestiegen, von 71,7 auf 75,2 Prozent im Jahr 2012. Im vergangenen Jahr ist der Wert wegen Einkaufsvorteilen und externer Faktoren wie der Notdienstpauschale erstmals gesunken – auf 74,5 Prozent. Er liegt damit aber weiterhin deutlich über den Werten aller Jahre bis 2010.

Die Zahl der Apotheken sank um 259 auf 20.662. Insgesamt 4001 davon wurden als Filialen geführt, das sind 148 mehr als im Vorjahr. Die Zahl der in Apotheken Beschäftigten stieg dennoch auf 150.692, davon waren 49.288 Apotheker. Laut den ABDA-Zahlen gab es 1500 PTA und 900 Apotheker mehr. Bei den PKA setzt sich dagegen der Stellenabbau fort. Insgesamt ist zudem die Teilzeitquote auf 48,2 Prozent gestiegen, die Personalkosten liegen konstant bei rund 11 Prozent.

Rückläufig ist die Zahl der Ausbildungsplätze in Apotheken. Sie sank um 5,2 Prozent auf 7729. Während die Zahl der Stellen der Pharmazeuten im Praktikum und PTA relativ stabil war, gab es auch hier bei den PKA in Ausbildung einen deutlichen Rückgang. Die ABDA führt diese Entwicklung auf den gestiegenen Beratungsaufwand in der Offizin und den insgesamt gestiegenen wirtschaftlichen Druck zurück.

In den vergangenen Jahren hatte die Steuerberatungsgesellschaft Treuhand Hannover beim DAV-Wirtschaftsforum die betriebswirtschaftliche Zahlen präsentiert und sich dabei auf die typische Apotheke konzentriert. Gemeint ist damit die Netto-Umsatzgrößenklasse, in der die meisten Betriebsstätten liegen.

Erstmals stellt die ABDA in diesem Jahr auf echte Durchschnittswerte ab – naturgemäß sind die Ausreißer nach oben dabei stärker berücksichtigt. Für das ABDA-Datenpanel liegt der durchschnittliche Netto-Umsatz im Jahr 2013 bei 1,89 Millionen Euro und damit deutlich über dem der typischen Apotheke in Höhe von 1,25 bis 1,5 Millionen. 61 Prozent der Apotheken liegen mit ihrem Netto-Umsatz daher unter dem Durchschnittswert.

Bauer erklärte, warum die ABDA auf Durchschnittswerte umgestellt hat: „Der Wechsel ist in nicht unerheblichem Maße den Erfahrungen des Jahres 2012 geschuldet.“ Damals habe der DAV mit den Bundesministerien für Wirtschaft (BMWi) und Gesundheit (BMG) über die Erhöhung der Apothekenentgeltung geredet. „Hierbei wurde dem DAV vorgehalten, seine Darstellung der Zahlen der 'typischen' Apotheke verfälsche die Wirklichkeit, da viele wirtschaftlich erfolgreiche Apotheken außer Acht gelassen würden“, so Bauer.

Letztlich habe sich der DAV vor diesem Hintergrund entschlossen, eine neue Datengrundlage zu schaffen. Bauer wies darauf hin, dass sich die grundsätzlichen Trends dadurch nicht veränderten, da die statistische Schiefverteilung seit Jahren dieselbe sei und die betriebswirtschaftliche Entwicklung der Apotheken durch dieselben Faktoren beeinflusst werde. Die Steuerberatungsgesellschaft Treuhand Hannover liefert regelmäßig betriebswirtschaftliche Daten von 2500 Apotheken für das ABDA-Datenpanel.

In dem Panel sind Betriebsstätten aus allen Bundesländern, Größenklassen, Einzel-, Haupt- und Filialapotheken enthalten. Die Zahlen entstammen der Finanzbuchhaltung des jeweiligen Betriebs und bilden auch die Grundlage für die Meldung an die Finanzämter.

Die Daten sind nach Angaben der ABDA aussagekräftiger als die Zahlen, mit denen die Politik rechnet: Denn BMWi und BMG nutzen Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Diese seien aber nicht auf den jeweiligen Apothekenbetrieb abgegrenzt, sondern beinhalteten auch sonstige wirtschaftliche Aktivitäten des Inhabers.

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