Präsidentin und Vorstand: Weißer Rauch bei der Kammer Tobias Lau, 22.05.2019 12:24 Uhr
Die Apothekerkammer Berlin hat einen neuen Vorstand. Damit kann die gewählte Präsidentin Dr. Kerstin Kemmritz jetzt offiziell ihr Amt antreten. Ihr Vizepräsident ist Dr. Björn Wagner, zu dessen Gunsten Annette Dunin von Przychowski auf ihre Kandidatur verzichtet hatte. Dunin zog aber in den Vorstand ein, der nun bunt gemischt ist: Neben Vertretern öffentlicher Apotheken sitzen auch Apotheker aus Krankenhaus, Industrie und Verwaltung im Führungsgremium.
Wagner gewann die Wahl mit 24 zu 18 Stimmen gegen den amtierenden Vizepräsidenten Joachim Stolle. Zwei Delegierte hatten sich enthalten. Eigentlich hatte Wagner gar nicht antreten wollen: Bei der vorherigen Wahl hatte er noch auf eine Kandidatur verzichtet. Stattdessen trat vor zwei Wochen Dunin gegen Stolle an, erreichte aber keine Mehrheit. Beide erhielten je 22 Stimmen. In den vergangenen zwei Wochen verhandelte die frisch gewählte Kammerpräsidentin Kemmritz dann mit allen Beteiligten, um Mehrheiten für die gestrigen Wahlen zu organisieren – erfolgreich, wie sich gestern zeigte.
Auch Dunin ist keinerlei Verbitterung darüber anzumerken, dass sie doch nicht Kemmritz‘ Vize geworden ist. „Wir brauchen stabile Mehrheiten. Es bringt ja nichts, wenn alles immer haarscharf entschieden wird“, sagt sie. Es sei auch sinnvoll, dass die stärkste Liste die Präsidentin stellt und die zweitstärkste den Vizepräsidenten. „Hoffentlich können wir die Personaldiskussionen jetzt hinter uns lassen und uns auf die inhaltliche Arbeit konzentrieren“, so Dunin.
Wagner ist Listenführer der „Apotheker/-innen aus Wirtschaft, Industrie und Verwaltung“ (WIV), die sich für die Interessen der Pharmazeuten einsetzt, die nicht in öffentlichen Apotheken arbeiten. Er hat in Kiel und Heidelberg studiert, in Marburg promoviert und arbeitet seit zwölf Jahren für Pfizer. Mittlerweile ist er Director Global Market Access - Pipeline. Wagner war dieses Jahr das erste mal mit einer eigenen Liste angetreten, bei den Wahlen zur Delegiertenversammlung im Jahr 2015 war er noch allein angetreten, hat dann aber so viele Stimmen erhalten, dass ihm fünf Sitze zustanden – die dann neu verteilt werden mussten. „Die WIV-Liste hat mit Wagners Kandidatur ihre Verantwortung als zweitstärkste Liste in der Koalition wahrgenommen“, lobt ihn Dunin.
„Wir freuen uns, dass wir die Delegierten mehrheitlich von unserem Angebot überzeugen konnten“, so Kemmritz, Wagner, Dunin und Maximilian Buch, Listenführer der „Aktiven Apothekerinnen“ in einer gemeinsamen Mitteilung. Neben Dunin und Buch wurden noch Dr. Eva Göbgen, Manuela Spann und Gerrit Herre in den Vorstand gewählt. „Der Vorstand repräsentiert mit Delegierten aus der öffentlichen Apotheke sowie aus Industrie, dem Krankenhaus und der Verwaltung die Vielfalt, die unser Beruf mit sich bringt. Zusätzlich ermöglicht die Mischung aus Erfahrenen und Neudelegierten den Aufbruch, den wir unseren Wählerinnen und Wählern zugesagt haben.“
Die gestrige Wahl war bereits der zweite Anlauf: Bei der konstituierenden Sitzung am 7. Mai gewann Kemmritz gegen den langjährigen Kammerpräsidenten Dr. Christian Belgardt. Die Wahl war knapp: „Ich war selbst überrascht, dass das an dem Abend geklappt hat“, so die Inhaberin der Falken-Apotheke Weißensee. Eigentlich habe sie sich auf einen Patt eingestellt gehabt. Dank zweier Abweichler aus dem Lager der nicht an ihrer Koalition beteiligten Listen gewann Kemmritz mit 24 zu 20 Stimmen.
Dem unterlegenen Belgardt und seiner Liste reicht Kemmritz jedoch die Hand: Mit Blick auf die Arbeit der kommenden Jahre wolle sie schauen, „wie wir die Erfahrung von Herrn Belgardt und seiner Liste einbinden können“, so Kemmritz, die angekündigt hat,m Reformen bei der Arbeit der Kammer in Angriff zu nehmen. „Wir denken, dass da ein gewisser Handlungsbedarf besteht. Vor allem bei Transparenz und Einbindung gibt es noch Luft nach oben.“ Die Listen der Koalition würden bald eine gemeinsame Erklärung veröffentlichen, in der sie ihre Vorhaben präzisieren.