Flipcharts für die Leitbilder Julia Pradel, 21.01.2014 15:19 Uhr
Jede Stimme zählt: Seit Monaten touren ABDA-Präsident Friedemann Schmidt und sein Vize Mathias Arnold durch die Republik, um die Apotheker davon zu überzeugen, sich bei der Leitbild-Debatte einzubringen. Beim Ortstermin in Berlin in der vergangenen Woche wurde deutlich, wie vielstimmig und kleinteilig die Diskussion am Ende werden könnte.
Zunächst beschwört Schmidt gemeinsame Geister: Er beschreibt das Gefühl von Unsicherheit, wenn „das, was immer galt, zunehmend in Frage gestellt und weniger wertgeschätzt wird“. Dann kommt der motivierende Teil: „Es ist gut für einen freien Beruf, etwas dazu beizutragen, die eigene Zukunft zu gestalten.“ Darin sieht der ABDA-Präsident nicht nur eine Chance, sondern eine Verpflichtung.
Gastreferent Professor Dr. Andreas Kaapke erklärt den Apothekern, warum sie auch aus unternehmerischer Sicht ein Leitbild brauchen: zur Konkretisierung ihrer eigenen Werte und Visionen und damit zur Orientierung und Motivation für die Mitarbeiter.
Dann können die Apotheker loswerden, was sie im Leitbild sehen wollen: Vielen ist es wichtig, dass ihre naturwissenschaftliche Ausbildung und ihre Rolle bei der Arzneimittelabgabe betont wird: „Wir übernehmen Verantwortung. Anders als andere Verkäufer suchen wir das Beste für den Kunden“, sagt einer.
Daran entbrennt eine kurze Diskussion darüber, ob man die Menschen, die in die Apotheke kommen, „Kunden“ oder „Patienten“ nennen sollte: Die einen wollen – als Heilberufler – lieber Patienten, die anderen – im Sinne der Prävention – lieber Kunden. Man müsse den Begriff verwenden, der bei den Leuten die größte Akzeptanz habe, wird die Diskussion schnell beendet.Das Selbstbewusstsein in der Berufsgruppe müsse gesteigert werden, schlägt ein Apotheker vor und erntet viel Zustimmung. Einige Apotheker wollen etwa den Verbraucherschutz, die Rolle der Apothekenmitarbeiter, die patientenorientierte Beratung und eine Überarbeitung der Ausbildung im Leitbild festhalten.
Andere wünschen sich, als Apotheker in amtlichen Statistiken geführt zu werden – um so besser wahrgenommen zu werden. Andere betonen die Stärken der Apotheken beim persönlichen Kontakt zu Patienten und wollen eine Stärkung der Therapiefreiheit im Leitbild verankern.
Die Zusammenarbeit mit Ärzten und das Verhältnis zu den Krankenkassen sollen aus Sicht einiger Apotheker im Leitbild festgehalten werden. Darüber, wie genau das Verhältnis formuliert werden soll, besteht allerdings noch Unsicherheit: Einige Apotheker sorgen sich um die Reaktionen der Mediziner.
Die Vorschläge bleiben meist vage Ideen, die in die weitere Debatte zum Leitbild einfließen sollen. Nur auf wenige Punkte wird eingegangen. Stattdessen werden nach der Veranstaltung zwei Flipcharts mit Notizen an die Apothekerkammer übergeben.
Trotzdem ist jeder der 50 anwesenden Apotheker zufrieden – man konnte die Wünsche anbringen. „Wenn alles so offen bleibt, ist es gut“, sagt eine Apothekerin. Dass es noch nichts Konkretes gibt, stört die Anwesenden nicht. „Wie erwartet“, sagt ein Apotheker. Fortgesetzt werden soll die Debatte jetzt auf der Online-Plattform. Im März müssen die Mitgliedsorganisationen ran und die Flut von Wünschen, Anmerkungen und Vorschlägen sortieren.