Berlin: 13 neue Pharmazieräte APOTHEKE ADHOC, 25.04.2019 11:24 Uhr
Die Pharmazieräte der Hauptstadt haben Verstärkung bekommen: Im März hat das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) 13 neue ehrenamtliche Pharmazieräte ernannt, die den Kollegen bald auf die Finger schauen. Einer von ihnen ist Dr. Thomas Beier, Inhaber der Galenus-Apotheke auf dem Ku‘Damm.
Bis Dr. Beier die Urkunde in der Hand halten konnte, brauchte es eine Weile: 2017 sah er in einem Rundschreiben der Kammer die Bekanntmachung, dass das Lageso dringend ehrenamtliche Pharmazieräte sucht. Denn die Zahl war bis zur aktuellen Ernennung stark gesunken, nur noch zehn Pharmazeiräte gab es in Berlin. Für Beier war es die Gelegenheit: „Ich habe selbst einige ehrenamtliche Pharmazieräte im Freundeskreis und hatte schon länger mit dem Gedanken gespielt, das auch zu machen“, erzählt er.
Im folgenden Bewerbungsgespräch konnte er überzeugen und kam in die Auswahl der Behörde. „Im Laufe des vergangenen Jahres haben wir dann das Fortbildungsprozedere durchlaufen“, erklärt der Apotheker. Dazu zählten unter anderem zwei ganztägige Schulungstermine beim Lageso und mehrere Hospitationen bei bereits tätigen Pharmazieräten. „Das war sehr interessant, es waren sehr unterschiedliche Apotheken, die wir besucht haben.“ Größere Probleme seien dabei aber nicht festgestellt worden.
Doch nicht nur privat hat der Inhaber bereits einigen Kontakt zu Pharmazieräten gehabt, er ist auch beruflich erfahren: Seit 30 Jahren ist er Apotheker, nach dem Studium an der FU Berlin hat er zehn Jahre eine kleine Landapotheke auf der Schwäbischen Alb betrieben. „Dort kam der Pharmazierat immer ohne Ankündigung“, erinnert er sich. Das ist in Berlin bekanntlich anders. Unterschiede zwischen den Qualitätsstandards gebe es zwischen Berlin und Baden-Württemberg aber nicht, betont er: „Die Gesetze gelten überall gleich.“
2008 zog es ihn aus privaten Gründen zurück in die Hauptstadt. Seitdem betreibt er die Galenus-Apotheke auf dem Ku‘Damm. Doch nicht nur die Ankündigung, sondern ebenso die Ernennung der Phyarmazieräte ist in Berlin etwas anders als in anderen Bundesländern. Denn der Berliner Senat ernennt Pharmazieräte auf Lebenszeit und verleiht ihnen den Status von Ehrenbeamten. Schließlich nehmen sie mit den Apothekenkontrollen eine hoheitliche Aufgabe wahr.
Nach bestandener Prüfung Ende vergangenen Jahres erhielten Beier und elf Kollegen – der 13. Pharmazierat fehlte – Anfang März von Lageso-Präsident Franz Allert ihre Ernennungsurkunden. Auch Gesundheitssenatorin Dilek Kolat machte in einem Gratulationsschreiben ihre Aufwartung: Sie danke den Pharmazeuten für ihre Bereitschaft, „einen bedeutenden Beitrag zur Sicherung der Qualitätsstandards in den Apotheken und zur Arzneimittelsicherheit leisten zu können“.
Beier und seine zwölf neuen Kollegen haben nun monatlich zwischen einer und fünf Revisionen vor sich. Sie selbst melden dem Lageso, wie viele Besuche sie im kommenden Monat voraussichtlich vornehmen können. So kann der individuellen Arbeitsbelastung, Urlaubsplänen oder privaten Umständen Rechnung getragen werden. „Sicher ist das eine Verpflichtung und auch ein gewisser Zeitaufwand – aber es ist ja nunmal ein Ehrenamt“, sagt er.
Das Lageso weist den Pharmazieräten dann die zu inspizierenden Apotheken zu. Das hat für Beier den angenehmen Nebeneffekt, dass man einiges von der Stadt sieht. „Man kommt dabei viel rum und sieht andere Ecken von Berlin.“ Zumindest, was die Standorte ihrer Apotheken angeht, sind die neuen Pharmazieräte aber ohnehin ziemlich gleichmäßig über die Stadt verteilt.
Da ist beispielsweise Ilka Carloni, Leiterin der Apotheke der Alexianer St. Hedwig Kliniken in Mitte, oder Katja Henninges, Inhaberin der Apotheke am Uferpalais in Spandau. In Mariendorf, weit im Süden, residiert Dr. Friedhelm Lachenmayr, Inhaber der dortigen OLMS-Apotheke. Am nördlichen Ende der Innenstadt wiederum arbeitet Ramin Heydapour als Filialleiter der Premium-Apotheke im Gesundhbrunnencenter und mitten auf der Neuköllner Sonnenallee liegt die Pannier-Apotheke von Dr. Ali Kemal Yıldız.
Beier versteht sich nicht nur als Kontrollinstanz, sondern auch als Hilfsangebot für seine Kollegen. Zwar habe jeder Pharmazierat seinen eigenen Stil und einen gewissen Interpretationsspieraum, „aber der rote Faden sind das Gesetz und die Vorgaben der Behörden“, betont er. Er wolle helfen, die einzuhalten und dabei „kollegiale Hilfestellung und Beratung“ sein: „Wir wollen nicht mit erhobenem Zeigefinger kommen.“
Rund 200 Pharmazieräte kontrollieren in Deutschland, dass in den Apotheken alles nach Vorschrift läuft. Da keiner von ihnen alle Vorschriften im Kopf haben kann, versucht die Arbeitsgemeinschaft der Pharmazieräte Deutschlands (APD) seit Ende vergangenen Jahres, die Prüfungen deutschlandweit zu harmonisieren. Ein Revisionshandbuch soll demnächst online Hilfe für Prüfungen in den Apotheken bieten.