Der NRW-Landtagsabgeordnete Daniel Hagemeier (CDU) hat die Apotheke von Thomas Haddenhorst, dem Vorsitzenden der Bezirksgruppe Warendorf im Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL), besucht. Mit von der Partie war zudem Stefanie Elpers von der Geschäftsführung des AVWL. Gemeinsam sprachen sie über die aktuelle Situation der Apotheken, die Forderung einer angemessenen Entlohnung für Apothekerinnen und Apotheker sowie das Light-Konzept und die Telematik-Infrastruktur.
„Ich bin gerne Apotheker – aber unter den derzeitigen Rahmenbedingungen sehe ich mich hier in zehn Jahren nicht mehr stehen“, stellte Haddenhorst im Gespräch klar. Ob die unzureichende Vergütung, die bürokratische Belastung oder die anhaltenden Lieferengpässe: Gründe für diese Aussage gebe es viele.
Elpers führte als konkrete Beispiele das Fixum und die Erhöhung des Kassenabschlags an. „Die Apotheken befinden sich daher aktuell auf dem Niveau von 2004. Wir haben also seit 20 Jahren bei massiv gestiegenen Kosten keinerlei Inflationsausgleich erhalten. Seit 2020 ist die Vergütung bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln defizitär; die Apotheke zahlt pro Rezept derzeit 46 Cent drauf und muss sich aus anderen Segmenten querfinanzieren“, erklärt sie weiter. Zusätzlich werde die Vergütung noch durch ungerechtfertigte Regressforderungen der Krankenkassen gemindert.
„Für die Herstellung einer Salbe erhält die Apotheke sechs Euro“, schilderte Elpers. Herstellung und Dokumentation nähmen mindestens 30 Minuten im Apothekenalltag in Anspruch. Weitere Verluste machten die Apotheken durch das Zuzahlungs-Inkasso, also die Pflicht, von den Versicherten eine Zuzahlung von 5 bis 10 Euro einzuziehen. „Das Geld geht an die Krankenkassen – die Apotheken haben davon nichts außer einem hohen, kostspieligen Aufwand“, so Elpers.
„Bei der Vergütung besteht aus meiner Sicht dringend Nachholbedarf“, erkläre Hagemeier. Bei einer Wochenarbeitszeit von 60 Stunden und mehr bräuchten Apothekerinnen und Apotheker eine angemessene Entlohnung; andernfalls seien Apothekenschließungen, gerade in den ländlichen, strukturschwächeren Regionen, nicht aufzuhalten.
„Im Kreis Warendorf gibt es derzeit nur noch 61 Apotheken“, bestätigten Haddenhorst und Elpers dem CDU-Politiker. „Hier haben wir in den vergangenen 15 Jahren 20 Prozent verloren. Gesundheitsversorgung und Daseinsvorsorge sind für Kommunen aber wichtige Standortfaktoren.“
Den Apotheke-Light-Fantasien von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) erteilte die gesamte Gesprächsrunde mit einem klaren „Nein!“ eine deutliche Abfuhr. Eine solche „Apotheke light“ bedeute letztlich nichts anderes als Leistungskürzungen für die Patientinnen und Patienten. Elpers betonte, dass Leistungen wie das Impfen nur von Apothekerinnen und Apothekern ausgeführt werden können. Wenn nicht mehr alle Apotheken diese Angebote führen, besonders im ländlichen Raum, würde dies längere Wege für die Kundschaft bedeuten.
Die Grundidee des E-Rezepts ist laut Haddenhorst und Elpers gut, allerdings gebe es im Alltag Reibungsverluste. Dadurch, dass viele Arztpraxen nach wie vor die Stapelsignatur verwenden, komme es für deren Patientinnen und Patienten zu langen Wartezeiten, bis das E-Rezept tatsächlich verfügbar sei. Auch die ständig auftretenden Ausfälle der Telematik waren Thema: „Dies gefährdet unseres Erachtens die Versorgung, denn Patienten müssen oft so schnell wie möglich versorgt werden.“ Hagemeier stimmte zu, dass hier dringend Verbesserungsbedarf bestehe.
Er betonte: „Umfragen zeigen, dass 90 Prozent der Menschen in Deutschland mit ihrer Apotheke vor Ort zufrieden oder sehr zufrieden sind.“ Obwohl die Hauptzuständigkeit beim Bund liege und das Land NRW demnach nur begrenzte Einflussmöglichkeiten habe, existierten dennoch Ansätze, um die Arzneimittelversorgung nachhaltig zu gewährleisten und die Fachkräfte zu unterstützen.
„Wir brauchen unsere niedergelassenen Apothekerinnen und Apotheker vor Ort mit ihrem Engagement und ihrem wertvollen Wissen!“ Hagemeier stellte abschließend klar: „Unser Anliegen ist es, den Pharmastandort NRW zu stärken. Ziel muss es sein, die bestehende Produktion in Europa zu erhalten und insbesondere Wirkstoff- und Ausgangsstoffherstellung nach Europa zurückzuholen. Die hohe Abhängigkeit von Arzneimittelproduktionen in Drittstaaten gilt es zu reduzieren.“
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