Für Deutschlands Pharmazeuten war die Eröffnung des Apothekertages in diesem Jahr ein emotionales Heimspiel: Kurz vor der bayerischen Landtagswahl fand Ministerpräsident Dr. Günther Beckstein in München mehr als wärmende Worte zur gesellschaftspolitische Rolle der Apotheken. Die medizinische und psychosoziale Funktion übersteige die reine Dienstleistung der Arzneimittelabgabe um ein Vielfaches. „Wir wollen, dass auch in Zukunft selbstständige Apotheker und Ärzte vor Ort das gesellschaftspolitische Leben prägen“, so Beckstein. Man müsse die Apotheke im wahrsten Sinne des Wortes im Dorf lassen. „Die Freiberufler als Mittelständler sind das Rückgrat der sozialen Marktwirtschaft.“
Beckstein sprach sich unter Verweis auf den Lebensmitteleinzelhandel gegen Ketten, die die inhabergeführte Apotheke allmählich verdrängen, und damit gegen Versorgungsprobleme im ländlichen Raum aus. „Wir wollen Apotheker, die nicht nur die Medizin besorgen, sondern auch die Menschen versorgen“, so der Ministerpräsident. „Es geht um Qualität und Kundennähe.“
Auch beim Versandhandel zeigte sich der zur Wiederwahl stehende bayerische Ministerpräsident ganz auf der Linie der Apotheker. Der Internethandel mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln sei eine Fehlentwicklung, die schleunigst korrigiert werden müsse.
Beim dritten großen Thema des Apothekertages, den Rabattverträgen, sprach sich Beckstein für mehr Transparenz und Flexibilität aus. Man müsse die Überregulierung in den Apotheken und die Bevormundung der Patienten reduzieren.
Dr. Klaus Theo Schröder, Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium, verteidigte naturgemäß sowohl den Versandhandel als auch die Rabattverträge. Dagegen gab sich Schröder nach dem EuGH-Urteil zur Krankenhausversorgung zuversichtlich, dass auch im laufenden Verfahren zum Fremdbesitzverbot die Patientensicherheit höher als Effizienzaspekte gewertet werden könnten. Allerdings zeigten das dm-Urteil und die Pick-up-Stellen, dass ein Urteil nicht immer der letzte Schluss ist und dass es auch auf die Umsetzung ankomme.
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