Digitale Rezeptsammelstelle

Beckers Alleskönner: Scannen, mailen, telefonieren

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Düsseldorf -

Der Schleier ist gelüftet: Die neue digitale Rezeptsammelstelle des Landesapothekerverbandes Baden-Württemberg (LAV) wird im 4. Quartal ihren Probebetrieb aufnehmen. Der digitale Briefkasten kann nicht nur Rezepte scannen und an die betreibende Apotheke übermitteln, er kann auch telefonieren und Textnachrichten für Bestellungen von OTC-Arzneimitteln und anderen apothekenpflichtigen Produkten übertragen. „Wir wollen damit bestehende Rezeptsammelstellen schneller, digitaler machen“, sagte der LAV-Vorsitzende Fritz Becker bei der Präsentation des Terminals.

Die Vorteile der neuen Technik liegen für den LAV auf der Hand: Die Apotheke kann unmittelbar nach Eingang des Rezept-Scans mit der Bearbeitung starten, das Arzneimittel gegebenenfalls bestellen oder beim verordnenden Arzt Nachfragen klären. „Das bedeutet für die Apotheker eine längerer Reaktionszeit“, so Becker. Die Rezepte müssen nicht mehr wie heute üblich einmal täglich eingesammelt werden.

Beim Ausfahren der bestellten Arzneimittel leert der Fahrer zunächst den digitalen Briefkasten, kontrolliert die Rezepte auf Echtheit und liefert die Arzneimittel aus. Nach Angaben des LAV kann die Aufgabe vom „pharmazeutischen Personal“ der Apotheke erledigt werden. Es ist also nicht zwingend, dass der Apotheker persönlich die Rezeptprüfung vornimmt. Laut Apothekenbetriebsordnung (ApoBetrO) sei die Prüfung durch „pharmazeutisches Personal“ ausreichend, so der LAV. In früheren und anderen Zusammenhängen hatte die ABDA aber stets darauf hingewiesen, dass Rezepte vor der Abgabe von Arzneimittel in der Apotheke vorliegen und vom Apotheker geprüft werden müssten.

Der digitale Rezeptbriefkasten arbeitet in drei Schritten: Zunächst sieht der Patient einen Begrüßungsbildschirm mit dem Label der ihn betreibenden Apotheke. Dann muss er mit einem Druck auf den Touchscreen seine Einwilligung für die digitale Rezeptübermittlung geben. Im zweiten Schritt legt der Patient sein Rezept in den Scannerschlitz ein. Das Rezept wird eingezogen. Der Patient erhält eine Quittung mit einer Bestellnummer. Darauf sind Datum und Uhrzeit der Rezeptabgabe vermerkt.

Gegebenenfalls kann der Patient dann über einen weiteren Klick die Option einer schriftlichen Nachrichtenübermittlung auswählen oder ein Telefonat mit der Apotheke führen. Beide Funktionen können zunächst nur nach der Abgabe des Rezepts ausgewählt werden.

Entwickelt wurde die Technik von den Noventi-Töchtern VSA und Awinta. Das gescannte Rezept gelangt zunächst in die Datenhoheit von VSA, wird aber getrennt von der Rezeptabrechnung verwaltet und verarbeitet, versichert VSA-Geschäftsführer Herbert Wild. Der digitale Briefkasten kann als Rezeptsammelstelle auch von Apotheken betrieben werden, die keine Kunden von VSA/Awinta sind. Allerdings müssen sie zum Betrieb die „CallmyApo-App“ der Noventi Gruppe nutzen.

Über die Entwicklungskosten und den Preis für die digitale Rezeptsammelstellen schweigen sowohl Noventi als auch der LAV. Vermutlich wird der „CallmyApo“-Terminal, wie die neue Rezeptsammelstelle bei VSA heißt, in einem Leasingmodell vertrieben werden. Nach Angaben von Wild hat VSA vier Geräte produziert. Ein Gerät verbleibt zu Testzwecken zunächst bei VSA. Die anderen drei Geräte sollen in Baden-Württemberg, Bayern und Sachsen bestehende Rezeptbriefkästen ersetzen. Die Standorte sind noch nicht endgültig bestimmt.

Die Geräte müssen zunächst in Innenräumen aufgestellt werden. Dafür eignen sich beispielsweise Vorräume von Behörden und Verwaltungen, etwa Bürgermeisterämter, die durchgehend geöffnet sind. Der endgültige Preis hängt nach Angaben von Wild auch von der noch nicht abschätzbaren Wartungsintensität ab. Dazu sollen im Probebetrieb Erfahrungen gesammelt werden. Der digitale Briefkasten benötigt einen Stromanschluss und kann über eine Lan- oder Wlan-Verbindung betrieben werden. Auch der Betrieb über mobile Datenübertragung per Sim-Karte ist möglich. Im Falle einer Störung gibt es einen herkömmlichen Briefschlitz, in den die Rezepte eingeworfen werden können.

Entstanden ist die Idee zur digitalen Rezeptsammelstelle laut Becker anlässlich eines verspäteten Fluges im Winter. Bei einem Gespräch mit Politkern über die Versorgung ländlicher Regionen mit Rezeptsammelstellen bei Akutfällen sei nach zwei schlaflosen Nächten bei ihm die Idee entstanden: „Wie können wir das schneller machen“, habe er überlegt, „wir brauchen einen Briefkasten mit Computer dahinter.“ Eingesetz werden soll die neue Rezeptsammelstelle nur an bereits genehmigten Standorten. In Baden-Württemberg gibt es derzeit 112.

Als Antwort auf das Hüffenhardter Modell der niederländischen Versandapotheke DocMorris will Becker die Neuentwicklung seines Verbandes nicht verstanden wissen. Trotzdem werden alle Betrachter genau auf die Unterschiede achten. „Das ist etwas anderes. Die digitale Rezeptsammelstelle arbeitet nicht mit einem Abgabeautomaten“, sagte Becker bereits im Sommer gegenüber APOTHEKE ADHOC.

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