Rx-Versandverbot

Becker: Ziel ist Gleichpreisigkeit

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Berlin -

In die Diskussion über das Rx-Versandverbot kommt zu Beginn der neuen Legislaturperiode womöglich Bewegung: „Es geht um Gleichpreisigkeit und nicht um den Versandhandel“, sagte Fritz Becker, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbands (DAV), beim Unternehmertag des Bundesverbands der Pharmazeutischen Industrie (BPI). Vor dem EuGH-Urteil hätten die Apotheker mit dem Versandhandel bereits „ihren Frieden“ gemacht. „Gleichpreisigkeit ist unser Ziel“, so Becker. In Kürze könnte sich nach Informationen von APOTHEKE ADHOC zudem erstmals eine Apothekenkooperation gegen das Rx-Versandverbot aussprechen.

Becker wiederholte die – bislang von der ABDA stets als alternativlos vorgetragene – Forderung nach einem Rx-Versandverbot nicht ausdrücklich. Der Versandhandel könne die Arzneimittelversorgung auf dem Land nicht sicherstellen, antwortete Becker auf eine entsprechende Frage. „Wir haben den Botendienst, wir haben Rezeptsammelstellen“, so Becker. Es gebe keine Versorgungslücken in Deutschland.

Offen zeigte sich Becker erneut für eine Diskussion über das Apothekenhonorar. Dabei könne das Gutachten im Auftrag des Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) allerdings keine Rolle spielen, weil es von falschen Annahmen ausgehe: „Wir können die Ansätze nicht nachvollziehen.“ Allerdings müsse die Arzneimittelpreisverordnung (AMPreisV) „sukzessive“ weiterentwickelt werden.

Bekanntermaßen sieht man auch beim BPI ein Rx-Versandverbot kritisch: „Ich weiß nicht, ob ein Rx-Versandverbot der dauerhaft gangbare Weg ist“, sagte Verbandschef Dr. Martin Zentgraf. Allerdings stehe der BPI hinter der ABDA-Forderung nach bundesweit einheitlichen Arzneimittelpreisen, so Zentgraf. Nur so könne die Arzneimittelversorgung in Deutschland sichergestellt werden.

Einig war sich die Diskussionsrunde, dass die Berufung von Jens Spahn zum neuen Gesundheitsminister zwar mehr Dynamik, aber auch mehr Unsicherheiten mit sich bringt: „Jetzt wird es Überraschungen geben“, sagte der BPI-Vorsitzende. Er persönlich schätze zwar den konfrontativen Stil von Spahn, der neue Gesundheitsminister biete damit „Chancen, aber auch Risiken“. Zentgraf geht nicht davon aus, dass die neue GroKo vier Jahre halten wird. Durch die neue Konstellation im Bundestag sei die Berufspolitik „sicher nicht einfacher“ geworden, sagte auch Becker.

Vor allem in der Digitalisierung sehen die Diskutanten die größte Herausforderung: Wenn man als Deutscher zu internationalen Konferenzen zu diesem Thema reise, sei das seit Jahren keine angenehme Rolle, sagte Ulrich Weigelt vom Deutschen Hausärzteverband. Bei der Digitalisierung müsse die „Kleinteiligkeit“ überwunden und zunächst eine funktionierende Infrastruktur errichtet werden. Über mehr Telemedizin könne man nicht reden, wenn es in 40 Prozent des Landes Funklöcher gebe.

Auch Martin Litsch, Chef des AOK-Bundesverbandes, setzt auf rasche Fortschritte bei der Digitalisierung: „Das wird eine große Herausforderung für Spahn.“ Die elektronische Gesundheitskarte sei „kaum zu retten“, so Litsch. Man müssen dem Markt größere Freiräume bei der Digitalisierung lassen.

In seinem Eröffnungsstatement zum BPI-Unternehmertag zeigte sich Dr. Norbert Gerbsch, stellvertretender BPI-Hauptgeschäftsführer, enttäuscht vom Koalitionsvertrag. Dieser enthalte eine „klaffende Lücke“: Arzneimittel und ihre zentrale Rolle für Leben und Wohlergehen von Patienten kämen nur am Rande vor. Das sei ein Rückschritt gegenüber dem letzten Koalitionsvertrag, in dem die Stärkung des Standortes Deutschland für Forschung und Produktion noch als ausdrückliches Ziel benannt war. Stelle die pharmazeutische Industrie doch eine der zentralen Säulen der Medizin zur Verfügung.

Die der Pharmaindustrie mit dem Preismoratorium, Rabattverträgen und anderen Regelungen auferlegten Belastungen führten zu einem „ruinösem Wettbewerb“. Gerbsch: „Wir brauchen Anbietervielfalt und damit eine Robustheit in der Lieferkette“, sonst drohten weitere Lieferengpässe. Die Versorgungssicherheit der Bürger, Versicherten und Patienten sei nicht zum Nulltarif zu haben.

Ein klares Bekenntnis legte Gerbsch für den Erhalt des einheitlichen Abgabepreises für Arzneimittel ab. Der BPI werde die die AMPreisV und den Erhalt der bewährten freien Preisbildung für Arzneimittel der Selbstmedikation einsetzen.

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