Sparpaket

Becker: „Verrat auf der ganzen Linie“ APOTHEKE ADHOC, 01.07.2010 17:36 Uhr

Berlin - 

„Aufgebracht und kämpferisch“ ist der Präsident des Landesapothekerverbands (LAV) Baden-Württemberg, Fritz Becker, am Ende seines Brandbriefes an die Mitglieder: Kein Pick-up-Verbot und eine Umstellung der Großhandelsvergütung, die mutmaßlich zu Lasten der Apotheken gehen wird - bei der Lektüre des AMNOG-Entwurfs ist Becker anscheinend der Kragen geplatzt. „Verrat auf der ganzen Linie“, schimpft der LAV-Chef und wirft der schwarz-gelben Koalition Wortbruch und Klientelpolitik vor.

Becker glaubt nicht an die verfassungsrechtlichen Bedenken gegen ein Pick-up-Verbot. „In Wahrheit geht es darum, dass das Gesundheitsministerium dem massiven Druck der Drogeriemarktketten erlegen ist“, so Becker. Schließlich lasse sich der Kurswechsel weder mit dem Wohl der Patienten, noch mit der Finanzeffektivität oder der Arzneimittelsicherheit begründen. „Im Gegenteil: All das wird absolut konterkariert“, sagte Becker.

Auch die drohenden Ertragskürzungen bei den Apotheken wegen der geplanten Umstellung der Großhandelsmarge nimmt die Politik Becker zufolge nicht nur in Kauf, sie scheine sogar gewollt, so der LAV-Chef. „Ich weiß genau: es ist nicht Unwissenheit, die die verantwortlichen politischen Gestalter zu einem solchen Gesetzentwurf bringt. Deshalb muss ich unterstellen: Es ist Absicht!“

Als Chef des Deutschen Apothekerverbandes (DAV) kann Becker die Sparzwänge im Gesundheitssystem zwar grundsätzlich verstehen. Er findet aber, dass die Belastungen ungleich verteilt sind: „Die Apotheken werden in diesen Planungen nicht mehr nur gemolken, sondern sukzessive in das wirtschaftliche Aus manövriert.“

Jetzt sollen die Apotheker und ihre Mitarbeiter auf die Barrikaden gehen: „Wir werden nicht stillhalten und uns von einer klientelgeleiteten Politik auf die Schlachtbänke der großen Konzerne und Ketten führen lassen“, kündigt der LAV-Chef an. Mit allen Mitteln werde man gegen die Pläne der Regierung vorgehen. „Unsere Kämpfe der vergangenen Jahre werden im Vergleich zu dem, was wir bereit sind, nun aufzubieten, wie Kindergartenveranstaltungen wirken“, so Becker.