Becker nimmt Politik in die Pflicht Benjamin Rohrer, 03.11.2012 10:27 Uhr
Es war ein erstaunliches Bild, das sich der Hauptversammlung der Apotheker bei der politischen Diskussion auf dem Deutschen Apothekertag (DAT) bot: Die SPD rückt von ihren Liberalisierungsplänen ab, die Union will auch nach der Erhöhung des Fixhonorars noch etwas für die Apotheken tun, die Linke will den Rx-Versandhandel verbieten. Offenbar war dies zu viel des Guten: An die Mitglieder seines Landesapothekerverbandes Baden-Württemberg (LAV) schreibt der Vorsitzende Fritz Becker rückblickend: „Es ist jedem Beobachter mehr als klar, dass die Ankündigungen einzig wahlkampforientiert gemacht wurden.“ Doch die Apotheker würden die Politiker an ihren Versprechen messen, kündigt Becker an.
Unter dem Titel „Politik kam, sah – und machte Wahlkampf“ schreibt Becker: „In der politischen Diskussion am Samstagmittag wollten die fast vollmundigen Versprechungen gar kein Ende mehr nehmen.“ Er habe die Botschaften gehört. „Allein noch fehlt der Glaube, dass nun Taten folgen werden.“
In seltener Eintracht hatten Jens Spahn (CDU) und Professor Dr. Karl Lauterbach (SPD) angekündigt,
für eine leistungsorientierte Vergütung sorgen zu wollen. Dr. Martina Bunge (Linke) ist zwar für eine Bedarfsplanung, versprach aber den Apothekern, sich für ein Verbot des Rx-Versandhandels einzusetzen.
Aus der Reihe fiel nur Biggi Bender (Bündnis 90/Die Grünen). Sie hatte sich dafür ausgesprochen, notdiensthabenden Ärzten ein Dispensierrecht einzuräumen. Becker begrüßt zumindest ihre Offenheit: „Ihr wird man im kommenden Herbst bei der Bundestagswahl ganz sicherlich nicht vorwerfen können, sie habe den Apothekern Honig ums Maul geschmiert.“
Gegenüber den LAV-Mitgliedern kündigte Becker mit Hinblick auf die neue Legislaturperiode an, den Wahlkampf mit „Argusaugen“ zu begleiten und die einzelnen Parteien mit „Wahlprüfsteinen“ auf die Probe zu stellen. „Wir werden nicht vergessen, welche Versprechungen gemacht wurden – das apothekerliche Gedächtnis reicht länger als zwölf Monate.“