Expopharm

Becker: Keine Geschäfte zu Lasten der Patienten

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Düsseldorf -

Angesichts der Zuspitzung der Situation bei Lieferengpässen von Arzneimitteln hat der Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbandes (DAV), Fritz Becker, Apotheker und Großhandel vor Geschäften zu Lasten der Patienten gewarnt: Jeder Einzelne müsse sich fragen, „ob er jedes kurzfristig lukrative Geschäft, das der legale Arzneimittelexport bietet, auch wirklich tätigen muss.“ Die Liste der nichtverfügbaren Arzneimittel habe sich im letzten Jahr „beängstigend“ verlängert.

Leider seien nicht nur substituierbare Standardarzneimittel von Lieferengpässen betroffen. Auch unverzichtbare Medikamente wie Impfstoffe, Antibiotika oder Krebsmittel seien zum Teil „über Monate hinweg nicht mehr verlässlich beim Großhandel zu beziehen“. Becker: „Die Fälle häufen sich, in denen wir nicht mehr optimal versorgen und unsere Patienten trotz aller Bemühungen nur noch zweitbeste Alternativen anbieten können.“ Für ein Industrieland wie Deutschland sei das eine „zutiefst unbefriedigende Situation“.

Beckers Aufruf, auf zweifelhafte Geschäfte zu verzichten, bezieht sich auf immer weder auftauchende Informationen seitens der Hersteller, dass angesichts der Preisdifferenzen in größerem Umfang für den deutschen Markt bestimmte Arzneimittel ins Ausland verkauft werden.

Breiten Raum im Beckers Rede zur Eröffnung der Expopharm nahm das EuGH-Urteil zu Rx-Boni ein. Der DAV-Chef wiederholte die ABDA-Position, dass nur ein Rx-Versandverbot in der Lage ist, einheitliche Preise für rezeptpflichtige Arzneimittel wiederherzustellen. „Dieses Urteil können wir nicht akzeptieren“, sagte Becker. Es sei völlig unverständlich, warum nur so wenige in der Politik die Brisanz des EuGH-Urteils erkannt hätten. Boni unterliefen die zentralen Steuerungsmechanismen des Solidarsystems und gefährdeten die Krankenkassen.

Becker bedankte sich bei Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) für dessen Unterstützung des Rx-Versandverbots und für die „klare Haltung“ von CDU und CSU. Dies sei für die Apotheker ein „ermutigendes Signal“. „Nun stehen die Chancen gut, das das Rx-Versandverbot nach der Wahl Gegenstand von Koalitionsverhandlungen sein wird, und eine neue Regierung es dann auch schnell umsetzt“, so Becker.

Auf der positive Seite der Bilanz des letzten Jahres verbuchte Becker die Abschaffung der Ausschreibungen bei Impfstoffen. Die Politik habe erkannt, dass diese „fatale Folgen“ für die Versorgungssicherheit hätten. Wenn die Apotheker jetzt noch stärker in die Bestimmung des Impfstatus und die Aufklärung der Patienten eingebunden würden, stehe einer „deutlichen Steigerung der Durchimpfungsrate fast nichts mehr im Wege“.

Positiv bewertete Becker auch das Ausschreibungsverbot bei Zytostatika. Die Kassen kritisierte der DAV-Chef dafür, dass sie die vom Gesetzgeber eingeräumte dreimonatige Übergangsfrist „schamlos“ ausgenutzt hätten. Apotheker, die trotzdem versorgt hätten, riskierten „gnadenlos“ auf Null retaxiert zu werden. „Man bringt die Apotheker um ihre Arbeitsleistung und den teuren Wareneinsatz, nur um auf den letzten Metern ein paar Euro einzusparen“, so Becker.

Die Verhandlungen über die Hilfstaxe hätten erneut gezeigt, dass eine Einigung im Rahmen der Selbstverwaltung schwierig sei. Der DAV habe den Kassen frühzeitig Entgegenkommen signalisiert: „Wir bieten transparente Einkaufspreise, die mit einem Aufschlag einer angemessenen Handling-Fee weitergegeben werden.“ Im Gegenzug erwarteten die Apotheker gerechte Preise. Der GKV-Spitzenverband lehne diesen Ansatz bedauerlicherweise kategorisch ab. Daher werde die Schiedsstelle entscheiden müssen.

Die positiven Entwicklungen bei Ausschreibungen und beim Honorar für Rezepturen und BtM seien aber nur Teilerfolge, so Becker. Zur langfristigen Sicherung gehörten endlich Klarheit über das Fixhonorar der Apotheker. Nur mit einem verlässlichen Anpassungsmechanismus „nach einer fairen Methodik“ könnten die Apotheker langfristig planen. Nach der unmittelbar bevorstehenden Veröffentlichung des Honorargutachtens könne demnächst „endlich“ die politische Diskussion darüber starten.

Becker unterstrich die seit Langem von der ABDA erhobene Forderung nach Stärkung der heilberuflichen Leistung der Apotheker. Noch stünden Vor-Ort-Apotheken flächendeckend und niederschwellig als Anlaufstelle für Patienten bereit. Es fehle aber immer noch die gesetzliche Klarstellung, dass Apotheker für weitere pharmazeutische Dienstleistungen mit den Krankenkassen Verträge abschließen könnten. Neue Versorgungsmöglichkeiten böten insbesondere für die um ihr Überleben kämpfenden Apotheken auf dem Land neue Chancen für weitere Standbeine.

Die Versorgung auf dem Land könnten weder der Versandhandel noch Abgabeautomaten à la Hüffenhardt gewährleisten. Dabei handele es sich nicht, wie von einigen Politiker propagiert, um Ergänzungen zu den Apotheken, sondern um „ein Einfallstor für Kapitalgesellschaften“.

Nachbesserungsbedarf sieht der DAV beim Entlassmanagement. Die Apotheker begrüßten die Änderungen ausdrücklich. Allerdings „hakt es an mehreren Stellen“, so Becker. Dass Arzneimittelrezepte anders als für Medizinprodukte nur drei Tage gültig seien, sei nicht nachvollziehbar. Unpraktikabel sei zudem die Regelung, dass Änderungen auf dem Verordnungsblatt vom Krankenhausarzt mit Datum und Unterschrift bestätigt werden müssten. Jemand, der gerade aus dem Krankenhaus entlassen worden sei, müsse so eventuell viele Kilometer zurück fahren. Es sei nicht zu verstehen, warum solche Änderungen nicht nach telefonischer Rücksprache mit dem Klinikarzt in der Apotheke vorgenommen werden könnten.

Unsicherheiten geben es auch bei der Frage nach der kleinsten abzugebenden Packungsgröße im Rahmen des Entlassmanagements. Was aber passiere, wenn die kleinste Packungsgröße nicht vorrätig sei, der Patient aber dringend versorgt werden müsse? Becker: „All diese Probleme müssen zügig geklärt werden.“

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