Reaktion auf GKV-Papier

Becker: Kassen wollen Apothekensystem zerstören

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Berlin -

Der Deutsche Apothekerverband (DAV) hat mit Empörung auf die Forderung der Krankenkassen reagiert, bei den Apothekern eine Milliarde Euro einzusparen. Der GKV-Spitzenverband stelle die Arzneimittelversorgung in Deutschland insgesamt in Frage, so der DAV-Vorsitzende Fritz Becker.

Der Verwaltungsrat des GKV-Spitzenverbands hatte gestern ein Positionspapier mit dem Titel „Neuordnung der Apothekenstrukturen und -vergütung“ einstimmig beschlossen. Es sieht gravierende Einschnitte beim Apothekenhonorar vor. Als Vorlage für das Positionspapier hat das vom Bundeswirtschaftsministerium beauftragte 2hm-Honorargutachten gedient. Die Erkenntnisse des Gutachtens seien für die Kassen „spannend“ gewesen, sagte GKV-Vize Johann-Magnus von Stackelberg. Es könne nicht darum gehen, historisch gewachsene Strukturen zu bewahren.

Der DAV kontert: Der GKV-Spitzenverband zeige mit seiner Haltung einmal mehr, dass den Krankenkassen trotz blendender Finanzlage jedes Mittel recht sei, um Ausgaben zu senken – auf Kosten ihrer Versicherten. Die Apotheker haben die Kassen im Verdacht, die flächendeckende Arzneimittelversorgung mittel- und langfristig durch eine „Medikamentenversorgung light“ aus Hilfs- und Notmaßnahmen ersetzen zu wollen.

Die Kassen entwickelten sich immer mehr zu Sparkassen – immer mehr Beiträge, immer höhere Rücklagen und dann auch noch der Ruf nach Steuerzuschüsse, monierte DAV-Chef Becker. „Ihrer Pflicht zur Patientenversorgung kommen sie aber immer weniger nach. In Vertragsverhandlungen machen wir diese leidvolle Erfahrung mittlerweile ständig.“

Aber jetzt stellten die Kassen gleich das gesamte System der Arzneimittelversorgung durch Apotheken in Frage. „Das ist nicht nur patientenfeindlich, sondern auch völlig absurd, denn das System ist hocheffizient. Die Rund-um-die-Uhr-Arzneimittelversorgung durch 19.800 Apotheken und ihre 157.000 Beschäftigten hat 2017 nur noch 2,2 Prozent der GKV-Leistungsausgaben beansprucht. Das ist ein historischer Tiefstand“, so Becker. Allein für ihre Verwaltungsausgaben würden die Kassen mehr als doppelt so viel Geld ausgeben.

Würde das GKV-Papier 1:1 umgesetzt, befürchtet der DAV negative Auswirkungen auf die Versorgung: „Folgen für die Patienten wären ein schlechterer Zugang zu Medikamenten und höhere Preise bei nicht verschreibungspflichtigen Arzneimitteln, die sie aus eigener Tasche bezahlen müssen.“ Deutschland verfüge bislang über ein leistungsstarkes Arzneimittelversorgungssystem.

Aus Sicht der Kassen hat das umstrittene BMWi-Gutachten dagegen die Vermutung bestätigt, dass einige Leistungen der Apotheker teilweise deutlich überfinanziert seien. Selbst bei einer Erhöhung anderer Vergütungsbestandteile, wie der Nacht- und Notdienstpauschale, könne die Umsetzung einer leistungsbezogenen und kostendeckenden Vergütung die Ausgaben der Kassen und Selbstzahler für rezeptpflichtige Arzneimittel „um mehr als 1 Milliarde Euro“ gesenkt werden.

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