Apotheker fordern die Abschaffung der Importquote: Der aktuelle Skandal um in griechischen Krankenhäusern vermeintlich gestohlene Zytostatika, lässt den Ruf nach einer sofortigen Streichung der verpflichtenden Importquote laut werden. Der Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbandes (DAV), Fritz Becker, hält die Quote für ein „überholtes Kostendämpfungsinstrument“.
Bereits auf dem Deutschen Apothekertag in Düsseldorf im vergangenen Jahr beschlossen die Apotheker, dass die Verpflichtung, einen preisgünstigen Import abgeben zu müssen, ersatzlos gestrichen werden sollte. Bislang sind Apotheken gemäß § 129 Sozialgesetzbuch (SGB) V verpflichtet, mindestens 5 Prozent des Fertigarzneimittelumsatzes durch die Abgabe von Importen zu generieren. Die sogenannte Importquote schließt Arzneimittel ein, die nach der sogenannten 15/15-Regel entweder 15 Prozent beziehungsweise 15 Euro günstiger sind als das Original.
Becker steht der Importquote kritisch gegenüber, denn das Ziel der Kostenersparnis werde kaum noch erreicht. „Die Importquote ist ein mittlerweile überholtes Kostendämpfungsinstrument, das in Zeiten der Arzneimittel-Rabattverträge kaum noch Einsparungen erzielt“, so Becker. „Die Erfüllung der Importquote verursacht nicht nur erheblichen bürokratischen Aufwand in der Apotheke, sondern gefährdet vor allem die Arzneimittelsicherheit für die Patienten.“
Chargenrückrufe seien keine Einzelfälle, so Becker. „Lange und grenzüberschreitende Lieferketten erhöhen das Risiko für das Einschleusen von gestohlenen und gefälschten Medikamenten. Jeder Apotheker braucht den Spielraum, um sich bei Sicherheitsbedenken im Einzelfall gegen ein Importmedikament entscheiden zu können.“
Im vergangenen Jahr wurde etwa sechs Millionen rezeptpflichtige Arzneimittel im Wert von 1,7 Milliarden Euro gemäß gesetzlicher Importquote an gesetzlich versicherte Patienten abgegeben, so die Berechnungen des Deutschen Arzneiprüfungsinstituts (DAPI). Mit 4,8 Prozent wurde die Importquote im Durchschnitt aller Apothekenumsätze knapp erreicht. Auch die Einsparungen für die Kassen können nicht überzeugen. Unter Berücksichtigung der Herstellerabschläge wurden lediglich 120 Millionen Euro eingespart. Rabattverträge spülten den Kostenträgern zum Vergleich im Jahr 2017 vier Milliarden Euro in die Kassen.
Apotheker Dr. Franz Stadler (Sempt-Apotheke, Erding) fordert ebenfalls eine Aufhebung der Importquote. Denn aus seiner Sicht sind die Importe nicht nur eine Sicherheitslücke, sondern das System an sich auch unethisch. Zum einen seien die Wege des transnationalen Arzneimittelhandels „praktisch nicht kontrollierbar“. Die Aufsichtsbehörden seien überfordert und verließen sich auf „allerlei vorgelegte Zertifikate und Bestätigungen, die aber fast nie mit einer validen Vor-Ort-Analytik untermauert werden“, moniert Stadler.
„Angesichts der relativ geringen, durchaus ersetzbaren Einsparungen, die durch die Importe von den Krankenkassen erzielt werden, der kaum kontrollierbaren Gefährdung der Arzneimittelsicherheit und der moralischen Verwerflichkeit diese Tuns sollten Parallelimporte eigentlich gänzlich verboten werden“, schlussfolgert Stadler.
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