Ein paar Millionen Euro mehr – und die ABDA wäre mit dem Apothekenpaket von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) wohl rundum zufrieden. „Das ist für uns ein gutes Paket“, sagte Fritz Becker beim Parlamentarischen Abend des Landesapothekerverbandes Baden-Württemberg. Allerdings – es müsse aber „noch etwas in den Topf gelegt werden“, forderte der DAV-Vorsitzende mit Blick auf die von 375 Millionen Euro auf 150 Millionen Euro deutlich gekürzten Honorarzusagen im überarbeiteten Paket. Von der Politik wünscht sich Becker aber nicht nur mehr Geld, sondern dass Apotheker in Not- und Wiederholungsfällen selbst Rezepte ausstellen und den Impfstatus der Patienten erheben können.
„Ein Traum geht in Erfüllung“, sagte Becker mit Blick auf die zusätzliche Honorierung für pharmazeutische Dienstleistungen. Allerdings seien die jetzt in Rede stehenden 105 Millionen Euro dafür deutlich weniger als die im ersten Angebot enthaltenen 240 Millionen Euro für den neuen Strukturfonds: „Es wäre nicht schlecht, wenn wir noch etwas in den Topf bekommen, ein bisschen mehr“, so Becker, „wir können auf den Eckpunkten aufbauen.“
Als „nicht ganz glücklich“ wertete Becker hingegen die geplanten Streichung des § 78 (Boni-Verbot) im Arzneimittelgesetz. Man habe zwar Verständnis, dass Spahn damit auf das EU-Vetragsverletzungsverfahren reagieren wolle. Dadurch würden aber andererseits Rx-Boni-Ausnahmen für PKV-Versicherte geschaffen. „Da müssen wir noch eine Lösung finden“, so Becker.
Der DAV-Chef präsentierte den Politikern einen Wunschkatalog für die anstehende Gesetzgebung zum Apothekenpaket: „Wie ich höre, soll es ja ein eigenes Gesetz geben. Das können wir dann ja noch etwas größer schnüren.“ Becker forderte „klare gesetzliche Leitplanken für das E-Rezept“, in Ausnahmefällen im Not- und Nachtdienst „pharmazeutische Verordnungen“ und das Ausstellen von Wiederholungsrezepten. Statt des von Spahn erneut ins Gespräch gebrachten Impfens in Apotheken möchte Becker „nur“ die Überprüfung des Impf-Status in der Apotheke vornehmen lassen. Außerdem sollten auch auf Privatrezepten „Aut-idem“-Kreuze gesetzt werden können, forderte der DAV-Chef.
Bei Parlamentarischen Abend skizzierte Becker die aktuelle wirtschaftliche Situation der Apotheken: In Baden-Württemberg sei die Zahl der Apotheken von 2612 im Jahr 2014 auf jetzt noch 2450 zurückgegangen. Bundesweit gebe es nur noch rund 19.400 Apotheken. Trotzdem könne man auch mithilfe von Rezeptsammelstellen die Arzneimittelversorgung sicherstellen, so Becker. Der DAV-Chef verwies auf die Bedeutung der Apotheken als lokaler Arbeitgeber: Derzeit gebe es bundesweit 157.254 Beschäftigte in Apotheken, davon seien 89,2 Prozent Frauen.
Becker verwies zudem auf den „starken Trend“ der Abwanderung des OTC-Geschäfts in den Versandhandel. Trotz eines leichten Umsatzanstieges in den Vor-Ort-Apotheken von 36 Millionen Euro im letzten Jahr sei der Absatz kontinuierlich gesunken: von 649 Millionen OTC-Packungen in 2016 auf 619 Millionen Packungen 2018. Zwar stagniere der Anteil des Versandhandels am Rx-Markt bei einem Prozent. Allerdings könnten die Versender beim OTC-Geschäft immer größere Marktanteile hinzugewinne, so der DAV-Chef. 2018 hätten die Versender vom Gesamtzuwachs des OTC-Marktes in Höhe von 138 Millionen Euro 108 Millionen Euro für sich verbuchen können. Ende 2018 sei der OTC-Marktanteil der Versender auf rund 15 Prozent gestiegen.
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