Nach den NRW-Grünen haben sich nun auch die Grünen in Bayern gegen Konzernstrukturen im Gesundheitswesen ausgesprochen. Die Landesvorsitzende Theresa Schopper sagte gegenüber APOTHEKE ADHOC: „In der anstehenden Diskussion ist immer zu prüfen, ob sich durch politische Veränderungen mittelständische Strukturen verschlechtern.“ Zwar habe seinerzeit auch die rot-grüne Bundesregierung eine Liberalisierung des Marktes gefordert, „das heißt aber nicht, dass wir gleich für Ketten sind“, sagte Schopper.
Die grüne Parteibasis setze sich grundsätzlich für den Mittelstand ein: „Apotheken sind mittelständische Betriebe, die vor Ort Arbeitsplätze schaffen. Gerade in einem so beratungsintensiven Bereich wie der Gesundheit sind persönlicher Kontakt und Vertrauen wichtig“, sagte Schopper. „Ich weiß nicht, wie das bei einer Kette wäre“, so Schopper, die vor ihrer Wahl zur Landesvorsitzenden ihre Fraktion fast zehn Jahre lang im Ausschuss für Sozial-, Gesundheits- und Familienpolitik vertreten hatte. Apothekenketten seien für sie nicht automatisch ein „Garant für schlechte Beratung“, weil es bei Dienstleistungen letztlich auf Menschen ankomme, sagte Schopper. Den Eintritt multinationaler Konzerne in den Apothekenmarkt lehne sie dennoch ab, weil damit „der Rosinenpickerei Tür und Tor geöffnet wäre“.
Die Lockerung des Mehrbesitzverbots aus dem Jahr 2004 hält sie für eine sinnvolle Regelung. „Der Markt wurde belebt, aber nicht total preisgegeben“, sagte Schopper. Der Gesetzgeber habe wiederholt mehr Wettbewerbsdruck erzeugt, „und die Apotheker haben sich diesem Wettbewerb auch gestellt“, so die Grünen-Politikerin. „Heute wird deutlich mehr Service geboten. Da gibt es nicht nur 3 Prozent auf Melissengeist, sondern umfassende Beratung.“ Besonders seit der Versandhandel erlaubt sei und Krankenkassen keine OTC-Präparate mehr erstatteten, sei die Verantwortung der Apotheker gestiegen, so Schopper.
Warum sich einige Mitglieder der Bundestagsfraktion um Birgitt Bender für eine radikale Liberalisierung des Marktes stark machen, kann Schopper nur vermuten: Unter dem „Diktat des Kostendrucks“ könne Bender versucht gewesen sein, bestehende Strukturen aufzubrechen. „Mein Argumentationshintergrund ist es dagegen, mittelständische Strukturen zu stärken“, sagte Schopper.
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