Die Linke

Weinberg besucht Apotheke

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Berlin -

Die Standesorganisation der Apotheker ist in Sachen Öffentlichkeitsarbeit zurzeit eher zurückhaltend. An der Basis jedoch geben sich Apotheker mitunter alle Mühe, ihr Berufsbild in der Öffentlichkeit aufzuwerten. Apothekerin Birgit Eiber, Inhaberin der Acuna-Apotheke im bayerischen Roth, etwa lädt regelmäßig Politiker ein. Sie will ihnen zeigen, dass Vor-Ort-Apotheken wichtige Arbeitgeber sind. Zuletzt hatte sie Harald Weinberg, den gesundheitspolitischen Sprecher der Linksfraktion, zu Besuch.

„Immer wenn sich die Gelegenheit bietet, lade ich Politiker ein, unabhängig davon, welcher Partei sie angehören“, sagt Eiber. Denn kaum ein Mensch wisse, was Apotheken leisteten und wie viele Arbeitsplätze dort angesiedelt seien – „weit mehr als bei Siemens oder BMW hierzulande“, sagt Eiber. Sie betonte, dass Apotheken als kleine Mittelständler humane Arbeitgeber seien, bei denen Mindestlöhne selbstverständlich weit überschritten würden und „Mitarbeiter noch eine Arbeitsstätte als zweites Zuhause empfinden“ würden.

Solche Dinge würden in der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen: „Man sieht immer nur, dass Medikamente über den Tisch gehen.“ Dementsprechend hätten Apotheker das Image des Schubladenziehers. „Deswegen meint man in der Politik, wir seien ersetzbar.“ Eiber will das Bild der Apothekers pflegen und darstellen, was die Vor-Ort-Apotheke – etwa auch gegenüber Versandapotheken – leistet. Viele kleine Fragen ließen sich nur im persönlichen Gespräch klären.

Sie habe viele Politiker angeschrieben. Die Resonanz sei in der Regel klein. Einen ganzen Vormittag verbrachte dagegen Weinberg Mitte Oktober in der Acuna-Apotheke. Auf einem Bürgerstammtisch hatte Eiber ihn eingeladen. „Er hat sich viel Zeit genommen“, so die Apothekerin.

Sie zeigte dem Politiker, was außerhalb des reinen Rezeptebedienens geleistet werde. „Etwa, dass wir viele Arzneimittel selbst herstellen und viel Beratung leisten, dass wir manchmal sehr viel nachprüfen und viel Aufklärungsarbeit leisten müssen.“

Auch habe sie deutlich gemacht, dass Patienten manchmal andere Präparate schlucken müssten, als sie eigentlich wollten. Manche Kunden hätten Schwierigkeiten, sich Medikamente oder medizinische Produkte noch leisten zu können.

Daneben habe sie auf Missstände in der Branche aufmerksam gemacht. So müsse etwa immer mehr Aufwand durch gesetzliche Vorgaben der Krankenkassen oder die „Eskapaden der Industrie“ unentgeltlich geleistet werden. Dies gefährde auch das Bestehen kleinerer Apotheken etwa auf dem Land zunehmend. „Bei uns in Roth sind schon zwei Apotheken ohne Ersatz geschlossen worden“, sagte Eiber. Parteipolitik habe Weinberg bei seinem Besuch nicht gemacht. Stattdessen, so Eiber, habe er sich sehr interessiert den Apothekenbetrieb angesehen. Erfahrungen seinerseits habe er bis dato eher aus der Pflege oder aus der Klinik, nicht jedoch aus der Pharmazie, gehabt.

Immer wieder besuchen Politiker Apotheken, um sich die Arbeitsabläufe anzusehen. Die Pharmazeuten nutzen die Besuche, um auf Probleme, etwa bürokratische Hürden oder Nullretaxationen, aufmerksam zu machen. Über die hohe Zahl der Absetzungen wegen Formfehlern sprach etwa im Oktober 2014 Niedersachsens Kammerpräsidentin Magdalene Linz mit CDU-Politiker Dr. Roy Kühne. Damals forderte der Bundestagsabgeordnete, dass bei Formfehlern die Nullretaxation ganz unterbleiben müsse.

Im März 2014 verbrachte Hilde Mattheis, die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD, im Nachgang der ABDA-Kampagne „Gesundheit wählen“ eine Stunde in der Alpha-Apotheke in Ehingen in ihrem Wahlkreis Ulm/Alb Donau. Im Februar besuchte der Bundestagsabgeordnete Tino Sorge (CDU) aus Magdeburg die Apotheke von Dr. Jens-Andreas Münch, Kammerpräsident in Sachsen Anhalt.

Eine ganze CDU-Delegation besichtigte im Juli die Versandapotheke Aponeo in Berlin. Apotheker Konstantin Primbas führte die drei Politiker eineinhalb Stunden durch das Unternehmen. Anlass war die Lichtenberg-Tour des Staatssekretärs Henner Bunde.

Der hessische CDU-Gemeindeverband Wehrheim besuchte im Juli 2013 die Limes-Apotheke von Monika Schüler-Markert und Heinz Markert. Die beiden Inhaber wiesen die Vertreter von Vorstand und Fraktion auf Brennpunkte hin. Im September 2013 ließ sich AfD-Parteigründer Professor Dr. Bernd Lucke in der Paradies-Apotheke von Dirk Vongehr in Köln sehen und informierte sich über Honorierung, Dokumentation oder Verträge mit Krankenkassen. Der Besuch wurde von der Gruppe „Aufbruch! Apotheke“ organisiert.

Ebenfalls 2013 absolvierte Christian Görke, Mitglied im brandenburgischen Landtag, seit Januar 2014 Finanzminister des Landes, Praktika in drei Apotheken in Potsdam, Rathenow und Wusterhausen. Dabei erlebte er die Arbeit am HV-Tisch und die Herstellung von Arzneimitteln. Die Inhaber forderten den Lehrer aus Rathenow zudem auf, sich für die Ausbildung von Apothekern oder PTA in Brandenburg einzusetzen.

Almuth Hartwig-Tiedt (Die Linke), Staatssekretärin im Brandenburger Gesundheitsministerium, besuchte 2013 die Jasmin-Apotheke von Dr. Renate Jährling in Senzig bei Berlin. Auch sie beurteilte die Bürokratie und die Rabattverträge damals kritisch.

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