Modellprojekt

Bayern: Naloxon rettet 70 Drogenabhängige

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Berlin -

Fast 500 Menschen sind in Bayern mittlerweile für den Einsatz von lebensrettendem Naloxon-Nasenspray für Heroinabhängige geschult worden. „In 70 Notfallsituationen kam Naloxon gezielt zum Einsatz und konnte somit Leben retten“, sagte Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) am Sonntag. Sie sehe in dem erfolgreichen Projekt einen Baustein gegen einen verstärkten Kampf gegen Drogen.

Naloxon soll Menschen helfen, die einen akuten Atemstillstand durch eine Überdosis von Heroin oder anderen Opioiden erlitten haben. Das Mittel dürfen eigentlich nur Ärzte anwenden. Seit Oktober 2018 gibt es in Bayern aber ein Modellprojekt, bei dem Laien – vor allem Drogenabhängige – für die Notfallgabe von Naloxon geschult werden. Damit sollen laut Gesudheitsministerium die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, dass die Naloxon-Notfallgabe durch geschulte medizinische Laien sachgerecht erfolgt. Zielgruppen sind unter anderem Heroinkonsumenten und Menschen, die mit einem Ersatzstoff für Heroin behandelt werden.

Auch in Drogenhilfeeinrichtungen sowie in Justizvollzugsanstalten wurde geschult. Das Projekt wird federführend von der Universität Regensburg in Kooperation mit der Ludwig-Maximilians-Universität München und der Universität Bamberg umgesetzt. Beteiligt sind zudem verschiedene Einrichtungen der bayerischen Suchthilfe an den fünf Standorten Regensburg, München, Nürnberg, Ingolstadt und Augsburg.

„Wir dürfen auch in Corona-Zeiten andere wichtige Aufgaben nicht aus dem Blick verlieren. Das bayerische Naloxon-Projekt hat sich seit seinem Start 2018 bewährt“, so Huml. Sie kündigte an, dass es voraussichtlich im November einen Abschlussbericht geben werde. „Wenn sich darin der positive Eindruck bestätigt, werde ich mich für eine bayernweite Ausweitung der Schulungen einsetzen.“ Das Ministerium investiert bis Ende des Jahres 330.000 Euro in das Projekt „Take-Home-Naloxon in Bayern“ („BayTHN“).

Ihr Ziel sei, die Zahl der Drogentoten in Bayern zu senken, betonte Huml: „Dabei ist ein spezialisiertes Angebot für Drogenkonsumenten wichtig, das die Betroffenen in ihren verschiedenen Lebenslagen gezielt erreicht und unterstützt.“ Die Zahl der Drogentoten in Bayern ist den Angaben zufolge zuletzt wieder leicht gestiegen auf 244 im vergangenen Jahr nach 235 im Jahr 2018. „Ein stabiles Lebensumfeld und ein guter Allgemeinzustand bedeuten Lebensqualität und sind ein entscheidender Schutzfaktor gegen den Drogentod“, sagte Huml. „Deshalb ist es wichtig, dass wir Projekte wie dieses fördern und eine breite Basis an Hilfsmöglichkeiten schaffen, die die Betroffenen in ihrem Alltag erreichen.“

Dafür bedürfe es eines dichten Netzes von Einrichtungen in ganz Bayern, die Unterstützung rund um Fragen von Drogen, Sucht und Abhängigkeiten bieten, wie die ambulanten Psychosozialen Beratungs- und Behandlungsstellen für Suchtgefährdete und -kranke. Der Freistaat investiere jährlich mehr als sechs Millionen Euro in Suchtprävention und -hilfe.

Darüber hinaus müsse eine verlässliche Verfügbarkeit von Substitutionstherapien sichergestellt sein, betonte Huml bereits bei einer vorherigen Zwischenbilanz Ende 2019. „Die beste Prävention ist nachweislich eine wohnortnahe ärztliche Substitutionsbehandlung – also die Behandlung etwa von Heroinabhängigen mit Ersatzstoffen wie Methadon kombiniert mit zuverlässiger psychosozialer Begleitung“, so Huml. „Dadurch gelingt es Betroffenen, sich gesundheitlich und sozial zu stabilisieren. Bayern hat sich erfolgreich dafür eingesetzt, dass Rechtsunsicherheiten für substituierende Ärzte beseitigt werden und die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Drogenersatztherapie den modernen Erkenntnissen der Substitutionsbehandlung angepasst werden. Jetzt geht es darum, noch mehr Mediziner dafür zu gewinnen, diese wirksame Behandlung für Patienten mit Drogenabhängigkeit anzubieten.“ Ein ähnliches Projekt gibt es – ebenfalls seit 2018 – im benachbarten Baden-Württemberg.

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