Bayern

Modellprojekt: Telemedizin mit Apotheke

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Berlin -

In Ingolstadt kann Telemedizin künftig ganz praktisch ausprobiert werden. Das Modellprojekt „Showroom.Telemedizin.Bayern“ demonstriert telemedizinische Geräte und Anwendungen aus allen Bereichen des Gesundheitswesen und zeigt, wie diese vernetzt werden können. Die Apotheke hat darin einen festen Platz. Am 21. Juli wird das Projekt von Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) eingeweiht.

Für eine möglichst praxisnahe Umsetzung werden insgesamt sechs Räume jeweils einzelnen Akteuren im Gesundheitswesen nachgebildet. So gibt es eine Apotheke, ausgestattet mit HV-Tisch, Sicht- und Freiwahl. Daneben ist je ein Raum als Arztpraxis, Klinik, Notfall-Rettungsstation, Pflegezimmer und Wohnzimmer eingerichtet. In einem weiteren Raum wird ein telemedizinisches Service-Center dargestellt. Insgesamt 25 Unternehmen stellen ihre Geräte aus.

„Wir bilden die gesamte Versorgungskette nach“, sagt Professor Dr. Siegfried Jedamzik, Geschäftsführer der Bayerischen Telemed Allianz (BTA), die das Projekt durchführt.

Zwischen den einzelnen Räumen können Gesundheitsdaten beliebig verschickt werden. So wird etwa das elektronische Rezept von der Arztpraxis direkt an die Apotheke geleitet. Auch die Gematik, Anwendungen der elektronischen Gesundheitskarte, sowie Beispiele der sogenannten „altersgerechten Assistenzsysteme für ein selbstbestimmtes Leben“ (AAS) werden vorgestellt.

Der Allgemeinmediziner Jedamzik mahnt, dass Apotheker bislang eine eher geringe Rolle in der Versorgung spielen: „Man klammert die Apotheker immer aus der integrierten Versorgung aus, das geht nicht“. In der Telemedizin sieht er für den Berufsstand große Chancen, Geschäftsfelder zu erweitern. Etwa könnten die Pharmazeuten entsprechend vernetzbare Geräte selbst verkaufen.

Dazu gehören etwa telemedizinische Blutdruck- oder Blutzuckermessgeräte oder Personenwaagen für Herzinsuffiziente, die Wassereinlagerungen durch das Körpergewicht messen. „Die Apotheker müssen in den Markt mit rein gehen“, so Jedamzik. Durch eine intensivere Beratung könne die Patientenbindung gestärkt werden.

Apotheken könnten sich zu Servicezentren zusammen schließen und Dienstleistungen auch aus der Ferne anbieten. Etwa könnten die zu Hause gemessenen Daten direkt an die Apotheke oder das Servicezentrum geschickt werden. Der Apotheker würde die Daten prüfen und Rückmeldung geben, ob etwa die Dosis der Medikation geändert werden oder der Arzt eingreifen müsse.

Jedamzik plant außerdem, ein Curriculum zur Telemedizin für die Apothekerschaft zu entwickeln. Im Herbst soll es fertiggestellt werden.

Die Räume der erst im Juli 2012 gegründeten BTA sollen auch für Unternehmen aus der Telemedizinbranche und für Institutionen aus dem Gesundheitswesen zur Verfügung stehen, etwa für Produkt- und Mitarbeiterschulungen. Das Institut will zudem mit Universitäten und Organisationen im Gesundheitswesen zusammenarbeiten und eine Akademie etablieren, um telemedizinbezogene Lehrgänge etwa für Mitarbeiter von Arztpraxen, Unikliniken, Patientenverbänden und Kostenträgern anzubieten.

Als landesweiter Ansprechpartner im Bereich Telemedizin, eHealth und Gesundheitstelematik koordiniert die BTA nach eignen Angaben Initiativen und Projekte in Bayern. Das Institut wird vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege gefördert.

Das Ministerium investiert zudem in den Aufbau telemedizinischer Netzwerke im Bereich Schlaganfall. Dabei werden regionale Krankenhäuser mit spezialisierten Schlaganfalleinheiten verbunden.

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