Niedrigzins belastet Versorgungswerk Carolin Bauer, 26.11.2013 10:15 Uhr
Das derzeit niedrige Zinsniveau macht den Versorgungswerken zu schaffen. Die bayerische Apothekerversorgung (BApV) will das bisherige Finanzierungsmodell öffnen, um flexibler am Finanzmarkt agieren zu können. Dadurch soll langfristig gewährleistet sein, dass künftige Rentenansprüche nicht gekürzt werden müssen. Von der Änderung sind Apotheker in Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und dem Saarland betroffen.
Die Apothekerversorgung integriert ab 2015 Instrumente des offenen Deckungsplanverfahrens. Damit könnten in ein Bilanzjahr die Beiträge von potenziellen neuen Versicherten mit eingerechnet werden. Dadurch werde die Bilanz kurzfristig ausgeglichen und Kürzungen vermieden.
Das 100-prozentige Kapitaldeckungsverfahren sei während der Phase hoher Zinsen gut gewesen, sagt eine Sprecherin. „Wir sehen jetzt aber, dass eine Änderung wegen der Risikoschranke der Aufsicht bei diesem bisher sehr starren System notwendig wird.“ Das bayerische Innenministerium, das die BApV überwacht, duldet maximal für zwei Jahre eine Unterdeckungswahrscheinlichkeit von mehr als 2 Prozent.
Momentan könne das Versorgungswerk den Mischrechnungszins von derzeit 3,79 Prozent sicher erwirtschaften, so die Sprecherin. Ziel sei es, so lange wie möglich bei einer 100-prozentigen Kapitaldeckung zu bleiben.
Durch die neuen Maßnahmen könne sich das Versorgungswerk stabil durch die Niedrigzinsphase arbeiten, sagt die Sprecherin. Werde der Rechnungszins über einen langen Zeitraum nicht erreicht, könnte eine Kürzung älterer Anwartschaften, die mit bis zu 4 Prozent verzinst wurden, erforderlich werden.
Die Renten werden bis 2015 so belassen wie sie sind. Danach sollen die Bezüge in Punkten und nicht mehr in einem konkreten Eurobetrag berechnet werden. Der Rentenbemessungsfaktor wird jährlich für das Folgejahr festgelegt. Bisher konnten sich die Apotheker mit einem linearen Rechnungszins ihre Rente über Jahre hinweg berechnen lassen.
Das neue flexible Modell soll aber langfristig für eine stabile Bilanz sorgen. „Wir sparen uns mit den Instrumenten des offenen Deckungsplanverfahrens jetzt Eingriffe in die Anwartschaften und Renten, um besser abschätzen zu können, ob wir langfristig ein so niedriges Zinsniveau haben werden“, so die Sprecherin.
Derzeit verfügt die Apothekerversorgung über rund 7 Milliarden Euro Einlagen. 65 Prozent davon wird in festverzinsliche Wertpapiere angelegt. Der Rest wird in Immobilien, Rohstoffe oder Aktienfonds investiert. 2012 waren 27.500 Apotheker bei der Versorgungskammer versichert, rund 10.000 Menschen erhalten Rente.