Apotheker sind sauer auf ABDA Benjamin Rohrer, 03.05.2013 12:13 Uhr
Vor allem die Kammern befürchten, dass das Tohuwabohu bei der ABDA für sie zu Ärger mit den Zwangsmitgliedern führen wird. In Bayern gab es heute eine Kostprobe: Die Delegierten der Landesapothekerkammer (BLAK) hielten sich mit scharfer Kritik an der Dachorganisation nicht zurück. Bei der Delegiertenversammlung in
Bamberg rückte eine Delegierte den Vorgang um Sven Winkler in den Fokus.
Es dürfe nicht passieren, dass man einen Pressesprecher einstelle, ohne
alle Eventualitäten vorher zu überprüfen. Mehrere Delegierte
bemängelten auch das Vorgehen der ABDA, was den kürzlich bekannt
gewordenen Wirtschaftsprüfungsbericht betrifft.
Die Delegierte bemängelte, dass aus der BLAK jährlich 1,3 Millionen Euro nach Berlin wanderten. „Die ABDA ist ein problematisches Gemenge zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen“, so die Apothekerin. Nach dem Vorgang mit dem neuen Pressesprecher fordere sie „ein Regulativ für die ABDA“. Schließlich arbeiteten die Apotheker hart, um die Kammerbeiträge zu erwirtschaften. Für den Beitrag regnete es großen Beifall.
BLAK-Präsident Thomas Benkert verteidigte das Vorgehen der ABDA. Winkler sei ganz offiziell über einen Headhunter gesucht worden. „Das kann man nicht einfach in der Süddeutschen ausschreiben.“
Aufgrund der vorliegenden Unterlagen habe man sich für Winkler entschieden. „Ich weiß nicht, ob es unsere Aufgabe ist, die komplette Vergangenheit eines Bewerbers zu untersuchen“, merkte Benkert an. Er kritisierte zudem, dass solche Details sofort in „irgendwelchen Internet-Foren“ öffentlich würden.
Auch die Beziehungen des ehemaligen ABDA-Sprechers Thomas Bellartz zur Kommunikationsagentur El Pato wurden scharf kritisiert. Eine Delegierte kritisierte, dass 2,5 Millionen Euro an El Pato überwiesen worden seien. Ein anderer Delegierter bemängelte, dass den Mitgliedsorganisationen der ABDA der Untersuchungsbericht zum Thema „El Pato“ nie komplett vorgelegt wurde.
Benkert hielt auch hier dagegen: Die Untersuchung habe ergeben, dass alle Zahlungen zwischen der ABDA und der Agentur rechtens gewesen seien. Zudem habe die ABDA vor Bellartz' Einstellung von der Nähe zu El Pato gewusst. Auch die Preise, die El Pato für die erbrachten Kommunikationsleistungen verlangt hatte, seien normal, „so wie bei anderen Agenturen“ gewesen.
Dr. Hans-Peter Hubmann, Vorsitzender des Bayerischen Apothekerverbands (BAV), fügte hinzu, dass eine umfangreiche Zusammenfassung des Berichts für jeden einsehbar sei. „Wir konnten die lange Fassung nicht veröffentlichen. Aus Datenschutzgründen konnten wir darin enthaltene Namen nicht veröffentlichen. Ich habe keine Lust auf einen Streit mit Dritten, die sich durch die Veröffentlichung verletzt fühlen“, so Hubmann.