Bayern

Hubmann: Kassen vergreifen sich an unserem Lohn

, Uhr
Berlin -

Der Bayerische Apothekerverband (BAV) hat das Vorgehen der Krankenkassen in den diesjährigen Verhandlungen zum Kassenabschlag heftig kritisiert. „Die Krankenkassen bürden den Apotheken seit Jahren immer mehr bürokratische Frondienste auf. Gleichzeitig wollen sie ihnen über den Zwangsrabatt immer mehr Geld wegnehmen“, so BAV-Vorsitzender Dr. Hans-Peter Hubmann bei der Vorstellung der Zahlen der Apotheken in Bayern.

Am Donnerstag steht in Berlin das erste Treffen der Schiedsstelle an: Für den Deutschen Apothekerverband (DAV) wird eine Verhandlungskommission ins Rennen geschickt. DAV-Chef Fritz Becker hatte vor dem Gespräch nochmals klar gestellt, dass der Abschlag auf Basis von 1,75 Euro verhandelt werden müsse.

Hubmann erinnerte vor Journalisten in München daran, dass die Apotheker beispielsweise mit der Umsetzung der Rabattverträge oder der Importquote dazu beitragen, dass die Kassen Millionen von Euro einsparen. „Die Kassen täten gut daran, die eigenen Verwaltungsausgaben auf den Prüfstand zu stellen, bevor sie sich am Lohn derer vergleichen, die die Arbeit leisten.“

Hubmann wies zudem darauf hin, dass sich die Apothekenzahl in Bayern auf einem Tiefstand seit Anfang der 1990er Jahre befinde. Derzeit gebe es 3332 Apotheken im Freistaat, 2009 hatte es noch 3439 gegeben

Hubmann, der seit Anfang des Jahres Mitglied des geschäftsführenden DAV-Vorstands ist, macht für diese Entwicklung das Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetz (AMNOG) verantwortlich: Viele seiner Kollegen hätten die in dem Gesetz getroffenen Sparmaßnahmen nicht verkraftet. „Allein in diesen zwei Jahren verzeichnen wir in Bayern 83 Apotheken weniger.“

Die Zahl der Filialapotheken ist in Bayern seit 2004 konstant von 124 auf nunmehr 617 angestiegen. Bei der Versorgungsdichte liegt der Freistaat mit 3800 Einwohnern knapp unter dem Bundesdurchschnitt (3920). In bayerischen Apotheken sind insgesamt knapp 24.000 Menschen beschäftigt. Mehr als 9000 davon sind approbierte Pharmazeuten.

Die wirtschaftliche Lage der Apotheken im Freistaat hat sich im vergangenen Jahr leicht verschlechtert: Zwar stieg der Nettoumsatz der typischen Apotheke von 1,303 Millionen Euro auf 1,315 Millionen Euro. Allerdings verringerte sich der Rohgewinn durchschnittlich um 6000 Euro pro Offizin, er lag 2012 bei 326.000 Euro (24,8 Prozent). Das Betriebsergebnis verringerte sich von 69.000 Euro auf 67.000 Euro.

Hubmann monierte zudem das Vorgehen der Kassen bei den Impfstoffausschreibungen. In diesem Bereich müsse ein generelles Umdenken stattfinden, forderte er. Im vergangenen Jahr hätte man gesehen, dass es zu einem Chaos komme, wenn ein Hersteller nicht liefern könne. Durch die regionale Einteilung bei den Ausschreibungen kann in Bayern der Zuschlag in den kommenden beiden Jahren an zwei Hersteller gehen.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Mehr zum Thema
„Die Kosten steigen zurzeit ins Unermessliche“
Weihnachtsgeld: So kürzen die Inhaber
„Reine Umverteilung wird nicht ausreichen“
Gerlach: Wirtschaftliche Unabhängigkeit der Apotheke schützen
Honorar an Inflation anpassen
Linke: Apotheken attraktiver machen
Mehr aus Ressort
Apotheken als schnelle und leistungsstarke Akteure
Katastrophenschutz: SPD-Landrat für Apotheke vor Ort
Kliniksterben in westdeutschen Großstädten
Klinikreform: Was ändert sich jetzt?

APOTHEKE ADHOC Debatte