Mehr als sechs von zehn Patienten haben Probleme mit ihrer Medikation. Das ist eine der Erkenntnisse aus der Aktion „Arzneimittel sicher einnehmen“, die der Bayerische Apothekerverband (BAV) und die AOK Bayern im Frühjahr zum sechsten Mal durchgeführt haben. „Bei 63 Prozent der Teilnehmer wurden Auffälligkeiten in der Medikation festgestellt“, so Norbert Kettlitz, AOK-Direktor in Mittelfranken.
An der Aktion haben 299 mittelfränkische Apotheken teilgenommen. Vom 1. Mai bis zum 30. Juni konnten AOK-Versicherte ihre Medikation prüfen lassen. Dazu mussten sie zunächst alle Arzneimittel, die sie aktuell einnehmen, in einem Formblatt auflisten. Dieses wurde in den teilnehmenden Apotheken analysiert. Die Apotheker berieten außerdem zur richtigen Einnahme.
Insgesamt wurden 648 Arzneimittelberatungen durchgeführt und von der Universität Erlangen-Nürnberg ausgewertet. 67 Prozent und damit die meisten Probleme sind auf Wechselwirkungen zurückzuführen. „Für ein Viertel der Teilnehmer ist die Anwendung unklar und 8 Prozent der Befragten sind überversorgt“, so Kettlitz. In 15 Prozent der Fälle war eine Rücksprache mit dem Arzt notwendig.
AOK und BAV weisen darauf hin, dass gerade ältere Patienten einen erhöhten Beratungsbedarf hätten. Je älter die Teilnehmer, desto mehr Wirkstoffe nähmen sie ein. Und das erhöhe wiederum das Risiko für Neben- und Wechselwirkungen.
Ein weiterer Risikofaktor sind Verständigungsschwierigkeiten. Für insgesamt 13 Prozent der Befragten sei Deutsch nicht die Muttersprache. Besonders für diese Gruppe sei die richtige Einnahme und Anwendung von Medikamenten unklar. „Der Anteil der Patienten mit Migrationshintergrund steigt seit Jahren kontinuierlich. Dadurch erhöht sich auch der Beratungsbedarf“, erklärt BAV-Chef Dr. Hans-Peter Hubmann.
Unter den knapp 300 Apotheken sind auch zahlreiche extra aufgeführt, die die Beratung in Englisch, Französisch, Russisch oder Türkisch anbieten. Hubmann betonte: „Die Apotheken vor Ort übernehmen diese wichtige Aufgabe, um eine Heilung zu unterstützen und gesundheitlichen Gefahren vorzubeugen.“
Betrachtet wurden im persönlichen Gespräch neben den auf Rezept verordneten Medikamenten auch die freiverkäuflichen. Beratungsschwerpunkt der Aktion lag in diesem Jahr auf den Themen Einnahmetreue und dem Einfluss von Sprachbarrieren.
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