Bei den Grippeimpfstoffen stellen die bayerischen Apotheker weiterhin Lieferengpässe fest: Bei einer Fax-Abfrage des Bayerischen Apothekerverbands (BAV) gaben bislang knapp 1100 der knapp 3100 Mitglieder an, Impfstoffe gar nicht oder zumindest nicht in ausreichender Menge beziehen zu können. „Es gibt inzwischen nur noch Verlierer, aber keine Gewinner mehr“, sagte der BAV-Vorsitzende Dr. Hans-Peter Hubmann.
Nachdem bekannt geworden sei, dass Novartis den vereinbarten Impfstoff nicht liefern könne und die Kassen auch andere Präparate erstatteten, habe der BAV mit anderen Herstellern Kontakt aufgenommen, so Hubmann. „Wir stellen jedoch fest, dass zum jetzigen Zeitpunkt einfach nicht genug Impfstoffe vorhanden sind.“ Die fehlenden 1,9 Millionen Dosen könnten nicht so einfach ausgeglichen werden, da die anderen Hersteller den bayerischen Markt nicht eingeplant hätten.
Die bayerischen Ärzte haben den Gesetzgeber unterdessen aufgefordert, Ausschreibungen für Schutzimpfungen zu verbieten. Statt Exklusivverträge über Impfstoffe abzuschließen, sollten die Kassen die Präparate aller Anbieter beziehen, heißt es in dem Beschluss, der auf dem bayerischen Ärztetag abgestimmt wurde.
Seit 2011 gilt für Impfstoffe der europäische Referenzpreis, der jährlich festgelegt wird. Dieser Referenzpreis liege bereits 30 bis 40 Prozent unter dem deutschen Preisniveau, so die Ärzte.
Das derzeitige Chaos bei den Impfstoffen sei eindeutig dem Vertrag der Krankenkassen mit nur einem Hersteller geschuldet, so die Ärzte. Gerade bei saisonalem Bedarf sei es unverantwortlich, sich ausschließlich von einem Anbieter abhängig zu machen. Impfmüdigkeit, Verunsicherung und Compliance-Störungen bei den Patienten seien die Folge.
Die Krankenkassen verteidigen die Ausschreibungen: Derzeit stünden rund 800.000 Impfdosen zur Verfügung und weitere Lieferungen würden erwartet. Man zweifele nicht daran, auch bei Impfstoffen trotz Rabattvertrag die Versorgungssicherheit gewährleisten zu können, teilt die Arbeitsgemeinschaft der Krankenkassenverbände in Bayern mit. Weil Novartis bis auf weiteres nicht liefern könne, würden die Kassen die Verordnung von jetzt ausgelieferten Präparaten akzeptieren. Schadensersatzforderungen an Novartis würden derzeit geprüft.
Ausschreibungen seien durch den Gesetzgeber ermöglicht und im Sozialgesetzbuch ausdrücklich geregelt, so die Kassen. Forderungen, dieses Instrument aufzuheben, kämen lediglich den wirtschaftlichen Interessen der Pharmafirmen entgegen. Dies würde die Beitragszahler belasten.
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