Brief an Apotheker und Ärzte

Barmer wirbt offensiv für Itulazax

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Berlin -

Mitte des Jahres hatte Alk-Abelló die nationale Zulassung für Itulazax erhalten: Das Arzneimittel ist die erste zugelassene Frühblüher-Tablette zur spezifischen Immuntherapie weltweit. Seit September ist das Präparat in Deutschland erhältlich. Jetzt wirbt die Barmer in einem Brief an Ärzte und Apotheker für die Tablette und beruft sich dabei auf den gesetzlichen Auftrag der Krankenkassen zur Information.

„Itulazax – die einzige, wirtschaftliche Frühblüher-Tablette“, trommelt die Barmer für das neue Produkt. Damit gebe es jetzt eine Alternative zu den bisherigen „Frühblüher-Lösungen“. Und das darüber hinaus mit dem wirtschaftlichen Vorteil durch die einzige N1-Packung mit 30 Sublingual-Tabletten. „Und dem Barmer-Rabatt-Vertrag mit der ersten Zuzahlungs-Befreiung für Ihre Kunden im oralen Frühblüher-Markt“, so die Kasse im Marketingdeutsch. „Diese Information stellen wir Ihnen zur umfassenden Beratung der Verordner und der Patienten zur Verfügung“, schrieb die Barmer an einen Apotheker verbunden mit dem Hinweis, dass gesonderte Briefe auch an die Ärzte verschickt würden. „Übernimmt die Krankenkasse jetzt noch die Vermarktung neuer Arzneimittel?“, fragte sich der Pharmazeut und: „Kann es sinnvoll sein, die Krankenkassenbeiträge für solche Briefe zu verschwenden?“

Die Barmer sieht darin keine Verschwendung von Beitragsgeld: „Gesetzliche Krankenkassen sind verpflichtet (§ 73 SGB V), Vertragsärzte über preisgünstige verordnungsfähige Leistungen und Bezugsquellen zu informieren sowie Hinweise zu deren therapeutischem Nutzen zu geben. Diesem gesetzlichen Auftrag ist die Barmer mit den Informationsbriefen zu Itulazax an ausgewählte Ärzte und Apotheker nachgekommen“, so die Kasse. Die Nachricht sei ausschließlich an Mediziner gegangen, die regelmäßig Therapieallergene gegen Frühblüher für Versicherte der Kasse verordneten.

Anlass sei die Neueinführung von Itulazax gewesen. Damit sei erstmals ein orales Frühblüher-Produkt als Sublingual-Tablette verfügbar, das im Gegensatz zu anderen Präparaten in einer kleineren Packungsgröße vorliege. „Gerade vor dem Hintergrund, dass Patienten ihre Hyposensibilisierung häufig innerhalb der ersten Monate nach Therapiestart abbrechen, sind Informationen wie diese in der Praxis hilfreich. Selbstverständlich liegt die Therapiehoheit unangetastet beim Arzt“, versichert die Barmer.

In Europa leiden mehrere Millionen Menschen an Allergien gegen Pollen von Frühblühern. Etwa ein Viertel der von allergischer Rhinitis Betroffenen sind mit den Behandlungserfolgen symptomlindernder Medikamente unzufrieden, da sie nicht ausreichen, um die auftretenden Beschwerden gut zu kontrollieren. Für diese Patienten könnte Itulazax eine neue Behandlungsoption darstellen: Etwa 19 Prozent der Erwachsenen in Deutschland leiden unter Frühblüher-Allergie.

Die neue Tablette ist indiziert für Frühblüherallergiker im Alter von 18-65 Jahren, die an einer allergischen Rhinitis oder Konjunktivitis leiden, welche durch Pollen von Bäumen aus der birkenhomologen Gruppe hervorgerufen wird und deren Symptome trotz Verwendung symptomlindernder Arzneimittel weiter bestehen. Zu diesen Bäumen zählen Birke, Erle, Hainbuche, Haselnuss, Eiche und Buche. Die erste Einnahme der Tablette sollte unter ärztlicher Aufsicht stattfinden, die weitere tägliche Behandlung kann dann zu Hause erfolgen. Es handelt sich um gefriergetrocknete Tabletten, die sekundenschnell die Wirkstoffe freisetzen. Eine Einnahme mit Wasser ist daher nicht notwendig, auch spezielle Dosisanpassungen oder besondere Lagerbedingungen sich nicht erforderlich.

Die Wirksamkeit und Sicherheit von Itulazax wurde in mehreren klinischen Studien untersucht: Die Frühblüher-Tablette wurde in vier randomisierten, doppelblind- placebokontrollierten Studien geprüft. Darin konnte gezeigt werden, dass die Behandlung die Symptome und den Medikamentenverbrauch im Vergleich zu Placebo um 40 Prozent senkte. Dieser Effekt war über die gesamte Birken- Erlen-und Haselpollensaison nachweisbar. Am klinischen Entwicklungsprogramm nahmen mehr als 1500 Allergiker teil. Die spezifische Immuntherapie ist bislang die einzige Möglichkeit, die Ursache einer Allergie zu behandeln.

Häufig kommt es unbehandelt zu Komplikationen: Ein Übergang von der allergischen Rhinitis in ein allergisches Asthma bronchiale ist möglich. Bei etwa einem Drittel der Fälle kommt es im Verlauf zu einem „Etagenwechsel“: Die Symptome weiten sich auf die unteren Atemwege aus. Erste Anzeichen sind pfeifende Atemgeräusche, vermehrter Husten oder Atembeschwerden meist in Zusammenhang mit dem Allergenkontakt und unabhängig von einer Infektion der Atemwege.

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