Manipulierte Abrechnungen

Barmer fordert Millionen zurück Alexander Müller, 15.02.2008 16:09 Uhr

Berlin - 

Die Barmer Ersatzkasse hat eigenen Angaben zufolge im Jahr 2007 mehr als 3,24 Millionen Euro von Leistungserbringern zurückerhalten, denen die Kasse Abrechnungsmanipulationen nachgewiesen hat. Dies entspreche einem Anstieg von rund einem Drittel gegenüber dem Vorjahr. Allerdings seien die Zahlen wegen der jetzt durchgeführten „umfassenden Schwerpunktprüfung einzelner Leistungsbereiche“ nur schwer vergleichbar, erklärte ein Sprecher der Kasse gegenüber APOTHEKE ADHOC.

Den mit Abstand größten Teil machten mit 2,51 Millionen Euro die sonstigen Leistungserbringer wie Hebammen, häusliche Krankenpfleger, Orthopäden und Masseure aus. Von den Apotheken forderte die Kasse rund 470.000 Euro zurück, wobei allein der Zytostatiker-Betrug einer einzelnen Krankenhausapotheke mit 292.000 Euro zu Buche schlug. Dies war laut Kasse die höchste Einzelsumme, die falsch abgerechnet wurde. Ob sich die Umsetzung der Rabattverträge bemerkbar gemacht habe, konnte der Sprecher nicht beantworten.

Von Ärzten forderte die Kasse knapp 27.000 Euro zurück, allerdings „ist das auch nicht unsere Aufgabe, sondern in erster Linie Sache der Kassenärztlichen Vereinigungen“, erklärte der Sprecher. Die Zahnärzte schlugen mit rund 210.000 Euro zu Buche, die Krankenhäuser mit 16.000 Euro, die Pflege schließlich mit 7500 Euro.

Neben der Höhe der Rückzahlungen sei auch die Zahl der aufgedeckten Manipulationsfälle gestiegen: 2.875 Fällen in 2007 stehen laut Barmer 997 in 2006 gegenüber. Die durchschnittliche „Betrugssumme“ hat sich dabei mehr als halbiert. Die kleinste Manipulation betraf 8,87 Euro.

Bei der intensiven Kontrolle darf die Kasse indes ihre Verwaltungskosten nicht aus den Augen verlieren: Diese sind gesetzlich gedeckelt und können auch nicht mit den Rückforderungen verrechnet werden. Zur Abrechnungsprüfung hat die Kasse eine eigene Software entwickelt. Zudem arbeite man eng mit anderen Kassen, Institutionen der Leistungserbringer und den Strafermittlungsbehörden zusammen. „Uns geht es darum, die schwarzen Schafe zu überführen und den entstandenen Schaden zurückzufordern. Das hat dann auch einen 'Schutzmanneffekt' für die Zukunft“, erklärte der Sprecher. Der weitaus größte Teil der Leistungserbringer rechne korrekt ab, teilte die Kasse mit.