Digital unterstütztes Therapiemanagement

Barmer: Ärzte brauchen Rezeptkontrolle

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Berlin -

Die Barmer warnt vor der Verordnung vermeintlich harmloser Schmerzmittel und fordert zur Vermeidung möglicher fataler Folgen den Einsatz digitaler Helfer in den Arztpraxen.

Wie aus dem Arzneimittelreport der Kasse hervorgeht, bekam etwa in Hamburg 2021 etwa jede dritte Frau und jeder vierte Mann pro Jahr mindestens ein Schmerzmittel ambulant verordnet. Hochgerechnet entspreche das gut 380.000 Menschen in der Stadt. Für den Bericht wurde die medikamentöse Schmerztherapie ambulant behandelter Versicherter der Barmer ab 18 Jahren ohne Tumordiagnose untersucht.

Demnach wurden etwa 6800 Versicherten trotz Herzinsuffizienz nicht-steroidale Antirheumatika verschrieben. Wirkstoffe wie Ibuprofen oder Diclofenac könnten aber auch bei nur kurzer Einnahme die Herzleistung deutlich verschlechtern. Dadurch könne die Zahl der Krankenhausaufenthalte und das Sterberisiko steigen.

Digitale Unterstützung

„Die Kombination vermeintlich harmloser Schmerzmittel kann fatale Folgen haben“, sagte Susanne Klein, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Hamburg. „Die meist von mehreren Ärztinnen und Ärzten verordnete Therapie ist ohne digitale Unterstützung kaum mehr überschaubar.“ Abhilfe könnte der Einsatz eines digital unterstützten Therapiemanagements leisten, dass es den Ärzten anhand der Patientengeschichte ermögliche, Medikationsrisiken individuell einzuschätzen.

Dabei bilde der Report nur die ärztlich verordnete Schmerzmitteleinnahme ab. Mittel wie Ibuprofen oder Diclofenac seien jedoch auch rezeptfrei erhältlich. In diesen Fällen fehle den Ärzten meist die Kenntnis der Einnahme. „Risiken der Selbstmedikation dürfen gerade bei Schmerzmitteln nicht unterschätzt werden“, warnte Klein.

Gerade ältere Menschen sind laut dem Report betroffen: Bekam bei den Versicherten im Alter von 18 bis 64 Jahren 2021 nur etwa jeder Vierte ein Schmerzmittel verordnet, war es bei den über 80-Jährigen knapp jeder Zweite.

Auch bei der Verordnung starker Schmerzmittel zeigt der Report Probleme auf: So sei 2021 in Hamburg hochgerechnet knapp 49.000 Versicherten ohne Tumorerkrankung ein Opioid – beispielsweise Morphin – verordnet worden. „Drei von zehn Betroffenen erhielten parallel dazu kein Abführmittel, wie es medizinische Leitlinien vorsehen“, sagte Klein. Dadurch verfünffache sich das Risiko für einen Darmverschluss. „Fünf von 10.000 Patienten mit einer Opioid-Therapie müssen jedes Jahr wegen dieser Komplikation ins Krankenhaus. Das wäre vermeidbar, wenn Abführmittel bereits vorsorglich verordnet und eingenommen würden.“

Die Einlassungen kommen nicht von ungefähr: Mit dem Gesundheitsdatennutzungsgesetz (GDNG) soll den Kassen erlaubt werden, die Daten ihrer Versicherten auszuwerten und diese bei Problemen oder Verbesserungsmöglichkeiten zu kontaktieren. Diese Regelung wird von Ärzte- und Apothekerschaft abgelehnt, auch aus der Politik gibt es kritische Stimmen.

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