Studienorte

Bald Pharmazie in Cottbus? APOTHEKE ADHOC, 01.11.2018 15:21 Uhr

Berlin - 

Die Landesapothekerkammer (LAK) Brandenburg setzt sich seit Längerem für einen Pharmazie-Standort in Brandenburg ein – bisher ohne Erfolg. Ein Bericht der Märkischen Onlinezeitung (MOZ) legt nahe, dass sich das bald ändern könnte. Demnach wird angedacht, ein Pharmaziestudium in Cottbus anzubieten.

Studieninteressierte können bundesweit derzeit an 22 Hochschulen Pharmazie studieren. In Brandenburg wird der Studiengang noch nicht angeboten. Seit Jahren kämpft die Kammer für einen Standort. Denn insbesondere auf dem Land fehlen Pharmazeuten. Die Gründe sind vielfältig. Zum einen sind es die Arbeitsbedingungen, warum junge Apotheker in die Industrie oder in andere Zweige abwandern. Der Nachwuchs fehlt an allen Ecken. Überaltete Inhaber finden keine Nachfolger.

Im Rahmen der Landtagswahl 2014 war ein Pharmaziestudium in Potsdam Thema. Die Kammer schrieb alle Parteien an und bat um eine Stellungnahme. Unterstützung bekamen die Apotheker von den Brandenburger Vereinigten Bürgerbewegungen (BVB)/Freie Wähler, CDU und FDP. Die Linke äußerte sich skeptisch, bei den Grünen gab es dafür „keine Priorität”.

Die SPD hingegen betrachtete Potsdam zu dem Zeitpunkt als „Konkurrenz” zu Berlin. Lieber wolle man den Kontakt zu Berlin „intensivieren”. Denn dort kann Pharmazie studiert werden. Anscheinend gab es in der Zwischenzeit einen Umschwung innerhalb der Partei: Wie die MOZ berichtet, will sich Brandenburgs Wissenschaftsministerin Martina Münch (SPD) für einen Pharmazie-Standort an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) stark machen. Die Zeitung beruft sich dabei auf eine SPD-Veranstaltung, die am vergangenen Wochenende stattfand. „Ihr Haus werde entsprechende Vorschläge vorlegen”, heißt es.

Der gesundheitspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, Dr. Michael Schierack, betonte laut Zeitung, dass seine Partei seit Langem eine Pharmazeutenausbildung in Brandenburg fordere. „Eine Studie der Wirtschaftsfördergesellschaft hätte ergeben, dass in den nächsten 15 Jahren 34 Prozent der selbstständigen Apotheker in Rente gehen werden. Das Wissenschaftsministerium hatte immer wieder darauf verwiesen, dass bundesweit genügend Pharmazeuten ausgebildet werden”, schreibt die Zeitung.

Die Linken hingegen stünden der Ausbildung in Brandenburg skeptisch gegenüber, wie auch bereits 2014. Der gesundheitspolitischen Sprecherin der Linken, Bettina Fortunato, zufolge gebe es keine Garantie, dass die Absolventen nicht in die Industrie abwandern, statt sich „im flachen Land” niederzulassen. „Schon jetzt habe es das Land schwer, Experten für die Medikamentenüberwachung zu finden, die nach dem Lunapharm-Skandal ausgebaut werden soll.”

Aber nicht nur in Brandenburg, sondern auch andernorts setzen sich Apotheker für weitere Pharmazie-Standorte ein. Im vergangenen Jahr war wurde berichtet, dass Interessierte in Bielefeld künftig Pharmazie studieren könnten. In NRW bieten derzeit drei Universitäten den Studiengang an: Bonn, Düsseldorf und Münster. In Bielefeld dagegen kann man weder Pharmazie noch Medizin studieren. Von der geplanten Medizin-Fakultät sollen auch Apotheker profitieren. Der Vorsitzende des Apothekerverbands Westfalen-Lippe (AVWL), Dr. Klaus Michels, sprach sich damals in einem Interview für eine Pharmazie-Fakultät an der Universität Bielefeld aus. Er betrachtete das neue Projekt als „Riesenchance“.