Das Modellprojekt zu Grippeschutzimpfungen in Apotheken in Nordrhein wird ausgeweitet. In der kommenden Saison können sich auch Versicherte in Köln, Aachen und zwei weiteren Regionen in der Offizin gegen Influenza immunisieren lassen. Das sei das Ergebnis der wissenschaftlichen Auswertung des Projekts, so Apothekerverband Nordrhein (AVNR) und AOK Rheinland/Hamburg. Die sei nämlich durchweg positiv ausgefallen.
Die Zahlen sind überschaubar, geben aber Grund zur Hoffnung: Über 250 Apotheker:innen aus 125 Apotheken haben sich an dem Projekt beteiligt. Zwischen September und Januar haben sie über 400 Impfungen durchgeführt – „trotz eines zeitweiligen Mangels an Impfstoffen“, so AVNR und AOK. Noch im Oktober hatte der Verband wegen der Engpässe die gerade angelaufene Werbung für das Modellprojekt gestoppt. „Der Gesetzgeber möchte mit dem zusätzlichen Impfangebot in Apotheken mehr Menschen dazu bewegen, sich gegen Grippe impfen zu lassen. Die wissenschaftlichen Auswertungen des ersten Impfwinters in deutschen Apotheken belegen, dass dies gelungen ist“, sagt der AVNR-Vorsitzende Thomas Preis.
Wissenschaftlich begleitet wurde das Projekt von Gesundheitsökonom Professor Dr. Uwe May und Cosima Bauer. Ihnen zufolge hat das Projekt eines seiner wichtigsten Ziele erreicht: „Das Impfangebot der Apotheken hat insbesondere Menschen erreicht, die sich sonst nicht hätten impfen lassen.“ Das decke sich auch mit den Erfahrungen anderer Länder, in denen Apotheken schon viele Jahre regelhaft impfen. „Auch dort wird das Impfangebot der Apotheken nicht als Konkurrenz zum Impfangebot der Ärzte gesehen, sondern als wichtige Ergänzung. Besonders für Menschen, die eigentlich eher selten zum Arzt gehen.“
Preis betont, das hochwertige Impfangebot in den Apotheken könne zur Entlastung in den Arztpraxen beitragen. Dennoch blieben auch künftig die Praxen der Hauptanlaufpunkt für Impfinteressierte. „Es freut uns, dass wir es den Menschen mit unserem gemeinsamen Impfprojekt nachweislich leichter machen, sich gegen Grippe impfen zu lassen. Wir würden es begrüßen, wenn andere Krankenkassen unserem Beispiel folgen und ihren Versicherten die Grippeimpfung in Apotheken ermöglichen“, so Günter Wältermann, Vorstandsvorsitzender der AOK Rheinland/Hamburg.
Ebenfalls ein bedeutsames Ergebnis: Impfungen in der Apotheke sind sicher. „Es sind keine Komplikationen aufgetreten. Die Impfungen in der Apotheke verliefen somit sicher und unkompliziert“, so May. „In Anbetracht einer jährlichen Impflücke von rund 25 Millionen Menschen allein bei der Influenza können die Apotheken aus Versorgungssicht und aus gesundheitsökonomischer Perspektive einen entscheidenden Beitrag leisten, Erkrankungen und Todesfälle zu vermeiden und Kosten im Gesundheitswesen und der Volkswirtschaft einzusparen.“
Deshalb soll das Projekt in der kommenden Saison noch ausgeweitet werden: AOK und AVNR hätten sich aufgrund der überzeugenden Ergebnisse des Modellprojekts verständigt, das Projekt auf die gesamte Region Nordrhein auszuweiten. Bisher bestand die Möglichkeit nur in den vier Modellregionen Düsseldorf und Umgebung, Essen, Bonn-Rhein-Sieg und Duisburg. Kommenden Herbst sollen die Regionen Aachen, Bergisch-Land, Köln und Linker Niederrhein hinzukommen. „Wir kommen damit auch dem Wunsch der vielen Bürgerinnen und Bürger nach, die bisher noch keine impfende Apotheke in der Nähe ihres Wohnortes finden konnten, sich aber bereits vielfach danach erkundigt haben“, so Preis und Wältermann.
Das Modell in Nordrhein ist das zweite, das in der kommenden Saison ausgeweitet werden soll. Auch im Saarland wurde eine positive Bilanz gezogen: Dort wurden 350 Versicherte geimpft. „Das Modellprojekt ist sehr erfolgreich angelaufen. Die Patienten waren sehr zufrieden mit diesem niederschwelligen Angebot“, erklärte der Saarländische Apothekerverein bereits im April. In der nächsten Saison sollen es noch mehr werden, denn dann schließt sich neben der AOK noch die IKK Südwest an. Der Vertrag ist bereits unterschrieben.
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