Apotheker-Petition mit prominenter Unterstützung Lothar Klein, 11.05.2018 12:34 Uhr
Über 2200 Unterschriften hat die Petition für ein Verbot des Rx-Versandhandels von Apotheker Christian Redmann innerhalb von drei Tagen eingesammelt – darunter auch prominente Standesvertreter: An deren Spitze zeichnete der Präsident der Bundesapothekerkammer (BAK), Dr. Andreas Kiefer die Petition. Weitere Chefs der ABDA-Mitgliedsorganisationen sind mit an Bord. Jetzt wartet Redmann auf ABDA-Präsident Friedemann Schmidt.
Ob ABDA-Präsident Friedemann Schmidt und DAV-Chef Fritz Becker die Petition zeichnen, ist nicht bekannt. Mit dabei sind aber schon Thomas Benkert, Präsident der Apothekerkammer Bayern, Gabriele Overwiening, Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe und Rainer Bienfait, Vorsitzender des Berliner Apothekervereins. Kiefer wollte seine Unterstützung für Redmanns Petition nicht kommentieren. Allerdings ist davon auszugehen, dass Kiefer als Mitglied der engeren ABDA-Führung über den Inhalt des Gesprächs mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) über die politische Zukunft des Rx-Versandverbots informiert ist.
50.000 Befürworter benötig Redmann für seine Petition. Dann will er sie dem Petitionsausschuss des Bundestages übergeben. In den nächsten Wochen will Redmann weiter für sein Anliegen trommeln, Handzettel verteilen, Influencer an Bord holen, die über das Internet seine Botschaft verbreiten. Vor allem aber setzt Redmann darauf, dass seine Apothekerkollegen nicht nur selbst zeichnen, sondern auch ihre Mitarbeiter in den Apotheken und auch die eigenen Familien mobilisieren.
Wie Spahn auf einen Erfolg der Petition reagiert, bleibt abzuwarten. Mehr als 200.000 Unterschriften hatten Spahn jedenfalls dazu veranlasst, sich mit Hartz-IV-Kritikerin Sandra Schlensog auf einen Kaffee zu treffen. Dass es so weit kommt, ist nicht zu erwarten. Aber Redmann erhofft sich, von Spahn in Sachen Rx-Versandverbot endlich eine klare Botschaft zu hören.
Auf Facebook hatte Redmann bereits mehrfach seinem Ärger Luft gemacht, dass Spahn immer noch keine klare Aussage zum Rx-Versandverbot abgegeben hat: „... überlege ich mir gerade, ob ich – aus reiner Verzweiflung – nicht eine Petition starten soll, die zum Ziel hat, Jens Spahn zu einer definitiven Antwort in Sachen Versandverbot für rezeptpflichtige Arzneimittel zu bewegen... die letzte Petition, die jemand gestellt hat, hat zumindest Medienecho ausgelöst und den Minister dazu bewogen sich mit einer Hartz IV-Empfängerin zu treffen.“
Wenig später war die Überlegung in die Tat umgesetzt und auf „openpetition.de“ mit dem Titel „Versandhandelsverbot für rezeptpflichtige Arzneimittel – Stellungnahme zum Koalitionsvertrag“ eingestellt. Schon zuvor hatte Redmann nichts unversucht gelassen, Spahn zur Rede zu stellen. Bei einem seiner regelmäßigen Live-Chats auf Facebook wollte Redmann vom Minister wissen: „Wurde schon etwas zum Versandhandelsverbot mit Arzneimitteln (rezeptpflichtig) gesagt? Versandhandelsverbot – Arzneimittel? Wurde sich dazu geäußert?“ Aber Spahn antwortet nicht.
Seit dem Treffen Spahns mit der ABDA-Spitze Ende April herrscht weiterhin Rätselraten: Beide Seiten vereinbarten Stillschweigen und halten sich daran. Auf Fragen erhält man von Spahn nur ausweichende Antworten: Man werde sehen, was geht, antwortete Spahn auf eine Frage, sein Bundesgesundheitsministerium prüfe derzeit eine europarechtliche Umsetzung. Ein anderes Mal vertröstete Spahn Fragesteller mit dem Hinweis, das im Koalitionsvertrag versprochene Rx-Versandverbot komme „früh genug“. In der Zwischenzeit hatte CDU-Arzneimittelexperte Michael Hennrich jedoch mit seinem Abrücken vom Rx-Versandverbot für zusätzliche Verunsicherung gesorgt.
Redmann reicht es, er hat die Geduld verloren. „Seit der Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs zur Gültigkeit der Arzneimittelpreisverordnung für rezeptpflichtige Arzneimittel befindet sich die deutsche Apothekerschaft in existenziellen Nöten – sodass in der Folge die gesamte deutsche Gesundheitsversorgung durch Apotheken vor Ort gefährdet sein wird“, heißt es in der Petition.
In der Begründung verweist der Apotheker darauf, dass durch politische Hängepartien, Verzögerungen während der vorherigen Regierung, während der Regierungsbildung sowie der zunehmenden Zahl geschlossener Apotheken das deutsche Gesundheitssystem in eine bedrohliche Schieflage gerate – „eine Entwicklung, die dringend aufgehalten werden muss“.
150.000 hoch qualifizierte, familienfreundliche Arbeitsplätze vor Ort stünden auf dem Spiel – von den Existenzen der Apothekeninhaber nicht zu reden. Das Versorgungssystem, das seit Jahren gewachsen sei und sich bewährt habe, drohe erst auszudünnen und zuletzt zusammenzubrechen – zulasten der Patienten. Ein adäquater Ersatz durch „sogenannte Versandapotheken“ sei nur auf den ersten Blick eine Alternative und gewährleiste in keinem Fall eine gleichartige Versorgungsqualität mit persönlicher Hinwendung zum Patienten. Redmann fordert mit der Petition: „Bitte unterstützen Sie Ihre Apotheke vor Ort und helfen Sie mit, dass die schnelle Versorgung und eine gute Beratung durch das Versandverbot nachhaltig bestehen bleiben.“
Die Petition läuft noch 181 Tage. Bis dahin dürfte Spahn vermutlich ohnehin klar Stellung bezogen haben. Bis jetzt hatten knapp 2470 Unterstützer die Petition gezeichnet. Hier geht's zur Petition.