Kommentar

Bahr und die Kunst des PR-Manövers

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Dass Schwarz-Gelb nicht unbedingt den politischen Gegner braucht, um sich öffentlich zu beschädigen, ist bekannt. In dieser Woche überraschte das Bundesgesundheitsministerium (BMG) mit einem neuerlichen Exempel, wie unbeholfen selbst Politprofis unterwegs sein können. Mit seinen Plänen für eine weitreichende Lockerung des Werbeverbots für Arzneimittel hatte es Ressortchef Daniel Bahr (FDP) unfreiwillig in den Blätterwald der Republik geschafft. Doch erst der mutmaßliche Konter ging richtig nach hinten los.

Rückblick: Am Dienstag berichtete APOTHEKE ADHOC über das interne Diskussionspapier aus dem BMG zur anstehenden AMG-Novelle. Mehrere Medien griffen den Passus über die Pläne in Sachen Pharmawerbung auf; daraufhin meldeten sich Oppositionspolitiker wie Kathrin Vogler (Die Linke) oder Professor Dr. Karl Lauterbach (SPD) zu Wort.

Weil Pharma-PR mit Patientenschicksalen zwar offenbar politisch gewollt, Meldungen darüber aber wenig schick sind, mussten sich die Kommunikationsstrategen in Berlin schnell etwas einfallen lassen. Und tatsächlich fand sich in dem nun nicht mehr ganz geheimen BMG-Papier doch noch etwas Pharmakritisches. „Pharmalobby fürchtet um ihren Einfluss“, „Gesundheitsministerium verbannt die Pharmalobby“, „Pharmalobby wird verbannt“, titeln seit gestern die führenden Tageszeitungen.

Nun hat die Zusammensetzung der Sachverständigenausschüsse erst einmal wenig mit dem Streit um Werbung für Arzneimittel zu tun. Als Ablenkungsmanöver taugt das Thema allemal: Seht her, wie hart der Minister doch eigentlich durchgreift. Von wegen Handlanger der Konzerne.

Dumm nur, wenn man als PR-Stratege die Kontrolle verliert und der Minister vom Koalitionspartner zurückgepfiffen wird: „Wir haben entsprechende Vorschläge schubladisiert, weil wir sie nicht für sinnvoll halten“, zitiert das Handelsblatt Unionsfraktionsvize Johannes Singhammer (CSU). So schnell wird aus einem kommunikativen Befreiungsschlag eine politische Ohrfeige.

Ganz ähnlich endete übrigens vor zwei Monaten ein Politmanöver in Richtung Apotheken: Kurz nachdem ABDA und KBV ihr Konzept zur Zukunft der Arzneimittelversorgung vorgestellt hatten, berichtete die Berliner Zeitung unter Berufung auf das bis dahin geheime Eckpunktepapier, dass mit der Apothekenbetriebsordnung das Freiwahlsortiment eingeschränkt werden solle. Auch damals wurden die Experten aus beiden Regierungsfraktionen kalt erwischt. Am Ende musste sich Bahr, damals Staatssekretär, rechtfertigen. Strategische Kommunikation sieht anders aus.

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