Kommentar

Bahr, Rösler, Standardfehler

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Berlin -

Eigentlich ist das Ganze einfach: Die Apotheken bekommen seit 2004 dasselbe Geld – dazu braucht man keine Treuhand und kein Statistisches Bundesamt. Als eine von wenigen Berufsgruppen sind die Pharmazeuten damit von der wirtschaftlichen Entwicklung abgekoppelt. Weil die Apotheker einen Ausgleich für die gestiegenen Kosten fordern, lässt die Regierung jetzt ihre Amsstatistiker rechnen. Das ist erst einmal eine gute Nachricht: Man kann sich vorstellen, dass es ein Problem gibt, und lässt überprüfen, wie groß der Nachholbedarf wirklich ist. Doch irgendwie wird man das Gefühl nicht los, dass hinter den komplizierten Rechenmanövern der politische Wille fehlt.

 

Von „Mordsberechnungen“ spricht man bei Destatis. Und von einer „Ausnahme“: Eigentlich sei es unüblich, dass die Regierung zu Honorarfragen statistische Auswertungen anfordere. Normalerweise würden Auftragsanalysen zu allgemeinen politischen Themen wie Rauchverboten durchgeführt.

Woher kommt also diese Detailversessenheit? Woher das Misstrauen gegenüber den Treuhand-Zahlen, in die immerhin die Ergebnisse jeder zehnten Apotheke in Deutschland eingeflossen sind? Woher das plötzliche Interesse an Standardfehlern und Signifkanztests?

Wenn Philipp Rösler und Daniel Bahr der Meinung sind, die Apotheken sollten nicht mehr Geld bekommen oder jedenfalls nicht soviel wie sie fordern, dann ist das keine statistische Entscheidung, sondern eine politische. Dann helfen ihnen auch die Zahlen nicht. Im Gegenteil: Schon in ihrem ersten Vergleich mit den Treuhand-Zahlen waren die Mathematiker von Destatis zu dem Schluss gekommen, dass die Betriebsergebnisse der Apotheken zwischen 2005 und 2009 allenfalls konstant geblieben sind.

Vielleicht nützt den Apothekern der ungewollte Ausflug in die Welt der Zahlen sogar: Angeblich soll der von ABDA/Treuhand errechnete Differenzbetrag durch die Anwendung der amtlichen Rechenregeln von 850 Millionen Euro auf bis zu 1,5 Milliarden Euro gestiegen sein. Statt klein- wurde der Anpassungsbedarf also großgerechnet. Das sind doch gute Voraussetzungen für das anstehende Geschacher. Im Zweifelsfall ließe sich auf dieser Datenbasis streiten. Ein Standardfehler kann auch zur politischen Größe werden.

 

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