Nach seinem US-Aufenthalt hat der frühere Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) beim Versicherungskonzern Allianz angeheuert. Beim Kooperationsgipfel des Bundesverbands Deutscher Apothekenkooperationen (BVDAK) in München erklärte er, warum sich auch Privatversicherte Rabattverträge wünschten und weshalb er in den USA dem sozialistischen Lager zugeordnet wurde.
Bahr ist seit November 2014 Generalbevollmächtigter bei der Allianz und für die Bereiche Leistungsmanagement und Zentrale Vertriebskoordinationen verantwortlich. Deutschland habe ein Krankenversicherungssystem der Vielfalt. „Ich warne davor, dieses System in Frage zu stellen.“ Das Thema Gesundheit könne man weder allein dem Markt noch dem Staat überlassen.
Für das System sei es positiv, dass Krankenkassen besser sein müssten, damit die Kunden nicht zu privaten Versicherungsunternehmen abwanderten, so Bahr. Dadurch gebe es für Patienten einen leichteren Zugang zu Innovationen. In den USA habe er betont, dass „es eine Pflicht zur Versicherung braucht“. Deshalb sei er als Sozialist betitelt worden. „Das habe ich hier noch nie erlebt.“
Was Rabattverträge angeht, sieht Bahr auch unter den Privatversicherten eine gute Akzeptanz. Die Versicherten fragten angesichts ihrer Selbstbeteiligung vor allem beim Arzt nach günstigeren Arzneimitteln. In der Apotheke gebe es solche Gespräche seltener, da nicht jeder Apotheker Lust habe, den Kunden einen neuen Rabattvertrag zu erklären, so Bahr.
Der ehemalige Gesundheitsminister würde den Bereich Direktabrechnungen gerne ausbauen. Die Allianz bietet seit Mai 2012 an, dass Versicherte ab Arzneimittelkosten von 750 Euro nicht mehr in Vorkasse gehen müssen. Die Apotheke rechnet stattdessen direkt mit der Allianz ab.
Bahr rechtfertigte die Kooperation mit der Europa Apotheek Venlo (EAV): Die Entscheidung für die niederländische Versandapotheke sei aus Wettbewerbsgründen gefallen, so Bahr. Auch Vor-Ort-Apotheken können diesen Service mittlerweile anbieten – der Versicherungskonzern hatte nach massivem Protest der Apotheker eingelenkt, nachdem er zuvor nur mit der EAV kooperieren wollte. „Wir weisen auf beide Wege hin. Das Angebot wird gleichwertig genutzt.“
Bahr war von 2011 bis 2013 Bundesgesundheitsminister. Danach wechselte er für acht Monate in die USA. Dort begleitete er als Berater in einer Denkfabrik für das „Center for American Progress“ in Washington D.C. die Diskussionen um Obamacare und die Gesundheitspolitik. Zusätzlich hielt der Volkswirt Vorlesungen an der University of Michigan in Ann Arbor über Gesundheitspolitik.
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