Auf seinem Weg zum Deutschen Apothekertag (DAT) in München hat sich Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) einen Einblick in den Alltag einer notdiensthabenden Apotheke verschafft. In der Apotheke am Schloß in Jetzendorf von Gertrud Elsenberger ließ er sich die Arbeit erklären. „Nach 22 Uhr kommt ganz selten ein Notfall“, so die Inhaberin von vier Apotheken.
Bei einem Rundgang durch die Räume ließ sich Bahr das Labor zeigen und sprach mit der Apothekerin über die neue Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO), Rabattverträge oder Retaxationen. „Die Dokumentation von Rezepturen ist schon viel“, sagt Elsenberger. Das sei etwas übertrieben. Bahr kündigte ihr an, sich ihre mehrseitigen Formulare einmal genauer anzusehen.
Bei dem Besuch sprach der Minister auch die Erhöhung der Notdienstvergütung an. Wie genau die 120 Millionen Euro verteilt werden, ließ er offen. Es sei noch nicht entschieden, ob es eine Pauschale geben werde. Er stellte jedoch auch klar, dass die Apothekenvergütung nicht kostendeckend sei. „Es geht mir nicht um die Vergütung, sondern ich will Arzneimittelsicherheit gewährleisten“, so Bahr.
Der Apotheker sei Kaufmann und Heilberufler - er habe eine Pflicht für das Gemeinwohl zu erfüllen. Dass die Kunden eine Notdienstgebühr zahlen sollen, findet Bahr nach eigenen Angaben gerechtfertigt. „Ich finde es wichtig, dass der Patient den Unterschied sieht“, so der Politiker.
Während des Rundgangs nahm sich Bahr viel Zeit für die Erklärungen der Apothekerin. Auf ihre Frage nach dem Kassenabschlag verwies er auf die Verhandlungspartner. Er wünsche sich bei den Verhandlungen „mehr Gemeinsamkeit“ und Dialogbereitschaft. „Sie müssen als Apotheker in den Verhandlungen die Kostensteigerungen darstellen, dann haben sie gute Chance“, sagt er.
Etwa eineinhalb Stunden Zeit hat sich der Minister für seinen Besuch genommen. „Das hat mich überrascht“, sagt Elsenberger hinterher. Sie sei stolz, dem Bundesgesundheitsminister ihre Apotheke gezeigt zu haben. Es sei ihr jedoch auch klar gewesen, dass keine festen Zugeständnisse von ihm zu erwarten waren.
Typisch für eine Landapotheke war, dass am Abend kaum Kunden ein Medikament haben wollten. Lediglich eine Patientin kam in der Zeit, die sich jedoch nicht sehr begeistert von dem politischen Besuch und dem Blitzlichtgewitter zeigte.
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